Instrumentarium:
- 8" f/6 Meade Starfinder mit 40mm, 25mm und
6,4mm Okularen + UHC-Filter
Beobachtungsort:
südwestliches Land Brandenburg auf 52,4° n.B.
Bedingungen: Eine
wirklich lohnende Nacht, wenn man es im Nachhinein betrachtet. Nach 2 sehr
schlechten Nächten, endlich Transparenz! Trotz hellem Mond am Himmel könnte
ich selbst innerorts schon knapp fst* 5m3 erreichen. Delfin und Pfeil waren
selbst in Mondnähe noch gut zu erkennen. Auf dem Feld sorgte der recht frische
Wind für eine trockene Nacht! Nach Monduntergang habe ich mich in Ursa Minor
über die 6m0-Marke gekämpft - in guten Momenten war es im Zenit wohl knapp
fst* 6m2. Das Seeing war eher unterdurchschnittlich - die Sterne der Plejaden
flimmerten selbst in ansprechender Höhe noch wie ein alter Fernseher.
Beobachtung:
Zeit: 1.00 Uhr - 4.15 Uhr
Nachdem ich 2 Nächte nacheinander vergebens auf meinen ausgedruckten Karten sitzen geblieben war, bot die wohl letzte Deep-Sky-taugliche Nacht im August richtig gute Beobachtungsbedingungen. Es ist allerdings enorm anstrengend, bis in die Nacht auszuharren und dann erst mit einer anspruchsvollen Beobachtung zu beginnen. Ich bin leider einer von denen, die kein Nickerchen zwischendurch machen können, weil sie danach die Müdigkeit noch größer ist. Bloß gut, das ich noch Urlaub habe. :-) Zugegeben - die Leistungsfähigkeit meiner Augen war eingeschränkt (Müdigkeit), aber was ich dennoch erblicken konnte ist schon wieder erstaunlich. Nachdem ich bestimmt eine halbe Stunde nur den Himmel betrachtet hatte, begann ich noch bei Mondschein mit einigen Objekten und war plötzlich wieder hellwach.
C/2002 O4 (Hönig)
Obwohl der Mond mir etwas Sorgen bereitet hatte, war der Komet nach 5min Suche in Ursa Minor gefunden. Er war bei 50x problemslos wahrnehmbar, als diffuser Nebelball mit recht hellem Zentrum. Kein Schweifansatz zu erkennen. Die Koma dürfte größer als 5' sein.
Uranus
Ihn habe ich wohl zum ersten Mal mit dem 8" betrachtet. Bei niedriger Vergrößerung war er schnell als ruhiger Punkt zwischen "flackernden" Sternen auszumachen. Bei 190x zeigte sich ein ruhiges fahl-grünes Scheibchen - eigentlich ziemlich winzig. Monde waren bei der Einstrahlung unseres eigenen Trabanten nicht zu erwarten.
Dann senkte sich der Mond jedoch in tiefe Dunstschichten und es wurde merklich dunkler. Die Milchstraße trat immer weiter hervor.
NGC 6803 (Pn) (Aql) 11,0mag
Zunächst ist unklar, welches das Objekt ist. Zur Wahl stehen 2, fast gleich helle Sterne. Schnell jedoch, erkenne ich schon ohne Filter bei dem einen Stern, das für Pn's typische blinken. Mit UHC-Filter ist das Objekt dann sicher zu identifizieren. Es erscheint relativ hell und vollkommen stellar - auch bei 190x.
NGC 6804 (Pn) (Aql) 12,4mag
Interessant. Zwischen 2 etwa gleich hellen markanten Sternen ist per indirekter Sicht deutlich ein flächiger kleiner Nebelfleck wahrzunehmen. Mit UHC wird das Objekt ein wenig heller, und ist gerade direkt zu sehen. Ansatzweise meine ich eine ovale Form zu erkennen.
Die Andromeda-Galaxie M31 und 4 ihrer Begleiter
Ich nehme mir unter jetzt recht dunklem mondfreiem Himmel Zeit, die Andromeda-Galaxie und ihre Umgebung eingehend zu studieren. Mir bleibt leider nicht viel Zeit, aber der Anblick ist einfach Atemberaubend.
M 32 (NGC 221) (Gx) (And) 8,1mag
Sehr hell und auffallend. Der helle Kern ist eingebettet in einen kleinen, diffusen Halo. Im 2,5" erscheint die Galaxie hingegen fast als Nebelsternchen.
M 110 (NGC 206) (Gx) (And) 8,1mag
"Jenseits" des Kernes von M31. Sehr beeindruckend. Hell und sehr groß! Länglich elongiert, aber mit eher verhaltener zentraler Aufhellung.
M 31 (NGC 224) (Gx) (And) 3,4mag
Der Wahnsinn. So gut habe ich unsere Nachbargalaxie noch nie gesehen. 50x sind eigentlich schon gut, aber bei 30x kommt die Galaxie noch viel mehr zur Geltung. Mehrere Gesichtsfelder voller Ausläufer der Galaxie. Der Kern erscheint groß rund und extrem hell. Das Zentralgebiet ist länglich elongiert und auch noch größer als das Gesichtsfeld. Dann wird es mühsam - die Strukturen sind nicht einfach und der Himmel nicht dunkel genug. Nördlich des Kernes deutet sich ein Spiralarm an, dicht darüber noch etwas schwächer das Staubband eines Zweiten. Östlich des Kernes ist eine Nebelhafte Biegung zu erhaschen die den weiteren Verlauf der Spiralarme markiert. Westlich des Kernes liegt die Sternwolke NGC 206. Sie ist extrem schwierig wahrzunehmen. Mehrmals falle ich auf den falschen Nebelausläufer herein. Die Region selbst erscheint nur indirekt als großer länglicher Lichthauch.
Für die nächsten 2 Begleiter habe ich leider nur alte Sternkarten mit Grenzgröße 6m5 dabei - ein Wunder, das ich sie trotzdem gefunden habe.
NGC 185 (Gx) (Cas) 9,2mag
Ein weiterer Begleiter von M31 - steht aber schon in der Cassiopeia. Deutlicher, ziemlich großer Nebelfleck recht geringer Flächenhelligkeit. Sie ist bei 50x gerade direkt wahrnehmbar. Es zeigt sich kaum ein erkennbares Zentrum. Ich erhasche auch noch die ovale Gesamtform.
NGC 147 (Gx) (Cas) 9,5mag
Sehr schwacher Nebelfleck. In Ost-West-Richtung elongiert, aber nur bei Tubusbewegung. Sonst auch nur sehr schwierig wahrzunehmen. Sie ist von einigen Sternen umgeben - ihr direkter Einzugsbereich erscheint jedoch sternleer.
Der nächste Punkt der Reise soll die Galaxie NGC 7331 sein, die in ihrer Nähe auch Stephan's Quintet beherbergt. Ich wollte eigentlich eine Zeichnung anfertigen, muss aber feststellen, das ich die Umgebung hoffnungslos unterschätzt hatte. Der Himmel war einfach zu schlecht für eine solche Herausforderung - und ich war wohl doch etwas zu müde.
NGC 7331 (Gx) (Peg) 9,5mag
Im Vergleich zu den vorherigen sehr klein. Aber für sich deutlich, länglich und mit ziemlich hellen Zentralgebiet.
NGC 7315 (Gx) (Peg) 12,5mag
Nur blickweise indirekt erkennbarer kleiner Nebelfleck - rund und sehr schwierig wahrzunehmen.
Bei Stephan's Quintet war wie gesagt nichts zu holen. Mir fehlt hier ein Okular mit höherer Vergrößerung - z.B. ein 12mm, das etwa 100x liefert.
Galaxienjagd in Aquarius und Pisces
...war die Idee, jedoch war es keine gute Idee. Die Transparenz südlich des Himmelsäquators nahm doch deutlich ab, und einzelne Dörfer im Süden störten mit ihren Lichtdomen doch deutlich.
NGC 7600 (Gx) (Aqr) 11,9mag
Per indirekter Sicht schwach, oval und mit angedeutetem hellen Zentrum.
NGC 7606 (Gx) (Aqr) 10,8mag
Indirekt relativ hell, etwas oval. Manchmal erschien der Nebelfleck etwas unsymetrisch(?).
NGC 7723 (Gx) (Aqr) 11,2mag
Selbst per indirekter Sicht sehr schwach. Längliche Form angedeutet. Schwierig.
Der sternleere Aquarius quält mit unzähligen verzeichneten, aber nicht erkennbaren Galaxien.
NGC 7727 (Gx) (Aqr) 10,6mag
Sehr interessant. Sofort deutlich zu erkennen per indirekter Sicht. Sieht auf den ersten Blick viel kleiner aus, als auf der Karte. Mit Ruhe und indirektem Sehen wird die Galaxie mindestens doppelt so groß! Das DSS-Bild klärt mich später auf, und zeigt den großen Kontrast zwischen dem hellen Zentrum und den Spiralarmen.
Dann geht es doch in die etwas nördlicheren Fische.
NGC 7541 (Gx) (Psc) 11,7mag
Mit indirekter Sicht hell und länglich. Kantenlage?
NGC 7716 (Gx) (Psc) 12,1mag
Ein indirekt erkennbarer, kleiner diffuser Fleck. Der sehr nahe, helle 10m-Stern stört deutlich.
NGC 7714 (Gx) (Psc) 12,5mag
Mit abgewandter Sicht relativ gut wahrnehmbar, trotz des nur 4' entfernten sehr hellen 16 Psc.
Das genügte mir vorerst... :-) Aber es warteten ja noch andere "kleine Wunder" am Himmel. Beispielsweise der "Ghost of Mirach"....
NGC 404 (Gx) (And) 10,3mag
Einfach einmal ohne Karte angesteuert. Ich stelle Mirach (Beta And) ein, und schaue mich im knapp 1° großen Gesichtsfeld um - besonders an der Rändern. Plötzlich fällt mein Blick nochmals auf den hellen Stern und ich bemerke die Galaxie. Das ist ja unglaublich! Westlich des hellen Sterns ist ganz deutlich und hell eine Nebelscheibe zu erkennen. Auch wenn der Stern zentral im Gesichtsfeld steht, ist sie hell und direkt auffällig. Der Nebel erscheint nahezu perfekt rund und gut begrenzt. Was für ein Objekt!
NGC 1528 (Oc) (Per) 6,4mag
Ein reicher und sehr heller Sternhaufen. Sehr groß, aber ohne deutliches Zentrum. Mindestens 20 sehr helle Sterne gezählt. Dazu weitere einfach wahrnehmbare schwächere Mitglieder. Es zeichnen sich Sterngruppen und Bögen ab - alles in allem sehr interessante Muster.
NGC 1491 (Neb) (Per) 10,0mag
Schon ohne Filter erkennbarer undefinierter mittelgroßer Nebel um einen 11m-Stern. Mit UHC-Filter scheint sich der Stern in den Süd-Westen des Sternes zu verschieben. Er wird durch den Filter etwas heller, und ist nun auch direkt wahrzunehmen.
Saturn
Der Herr der Ringe steht in der zweiten Nachthälfte schon wieder recht hoch am Himmel. Ich hatte ihn heute nur bei 50x im Okular betrachtet - er erschien mit einigen seiner Monde. Titan und Rhea warne einfach sichtbar - hinzu kamen noch die Lichtpunkte von Dione und Enceladus.
C/2002 O6 (Swan)
Gegen 4 Uhr habe ich dann diesen Kometen im Sternbild Luchs aufgesucht. Er stand nur 10° über dem Horizont und auch noch genau in der Berliner Dunstglocke. Trotzdem war es mit 30x Vergrößerung gerade zu einfach, den runden hellen Nebel flach am Horizont auszumachen. Trotz der geringen Höhe erschien er ähnlich hell, wie der Komet Hönig viel höher in Ursa Minor. Jedoch verschluckte die Höhe wohl einen Teil der Koma und er wirke fast kleiner als C/2002 O4.
Die ersten Artefakte des Winterhimmels
Bevor die Dämmerung begann, machte ich noch eine kleine Deep-Sky-Runde am Winterhimmel - sozusagen ein Preview auf die kommende Saison. Dabei schwenkte ich zu M38 und dem sehr schönen und reich wirkenden NGC 1907. Die Plejaden (M45) waren brillante Objekte, und der Merope-Nebel NGC 1435 war deutlich zu erkennen, und reichte weit hinaus. M42 - nur knapp über dem Horizont war nur mit UHC-Filter zu erwischen, und zeigte auch nur die helle zentrale Region. Aber man muss ja mal vorbeischaun, wie es geht. ;-) Ein Überraschung war dann noch der California-Nebel NGC 1499 im Perseus, den ich mit UHC-Filter als mehrere Gesichtsfelder großen unregelmäßigen Nebelsaum erkennen konnte. Die Zeit dieses Objektes kommt aber auch noch.
Ein Jäger, der wohl nur wenige 100 Meter von mir entfernt seinem eigenen Hobby frönte, läutete dann mit einem Knall das Abbauen ein. ;-) Als ich nach Haus führ erkannte ich tief über dem Horizont den langsam aufsteigenden Jupiter. Auch Orion war fast komplett. Nach so einer Nacht schläft es sich richtig gut, wenn man um 5 Uhr Morgens fix und fertig ins Bett fällt.
Clear Skies
Matthias
Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de