Beobachtungsnacht vom 22.11.2004

Instrumentarium: - 8" f/6 MEADE Starfinder EQ
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 50m Meereshöhe

Bedingungen: Eine exzellente Nacht mit freisichtiger Grenzgröße 6m9 im Zenit und 6m7 in Ursa Minor. Es war mit -2°C sehr kalt und zudem auch windig. Die Transparenz war jedoch atemberaubend. Die Wintermilchstraße erschien strukturiert und selbst die hellsten nördlichen Sterne des Sternbildes Columba waren erkennbar. Später zogen jedoch vermehrt Wolkenfelder von Nordwesten auf.


Beobachtung:

Zeit: 01.45 Uhr - 04.15 Uhr MEZ

Gleich zu Beginn der Nacht ging es zum sagenumwobenen Hexenkopfnebel in der Nähe von Beta Orionis. Viel besser als in dieser Nacht wird der Himmel hier Brandenburg nicht, also war die Zeit reif für einen Versuch.

Nebel in Eridanus und Orion

NGC 1909 = IC 2118 (Neb) (Eri)

Der Witch Head Nebula ist ein sehr großer Reflexionsnebel, der von Beta Orionis (Rigel) beleuchtet wird. Er wurde 20.12.1786 von William Herschel entdeckt. Visuell handelt es sich um ein extrem großes, aber sehr schwaches Beobachtungsobjekt. Die "Kinnpartie" südlich des 7m5-Sterns SAO 131799 ist bei 50x ziemlich schwierig wahrnehmbar, und nur die Ostkante bis hinunter zu SAO 131759 ist über etwa 50' nach Süden zu verfolgen. Südlich des markanten Sternbogens, in den SAO 131759 befindet sich der deutlichste Teil des gesamten Nebels. Es erscheint auf einer Länge von 20' als schwacher, aber deutlicher Nebelbarren. Auf Fotos bildet dieser längliche Nebel die Verbindung vom "Mund" zur "Nasenspitze". Südwestlich davon schließen sich weitere, subtile Nebelregionen an, die jedoch komplexe Strukturen an der Grenze der Wahrnehmung zeigen. Markant ist hier ein etwa rechteckiger Nebelbereich mit dunklerem Zentrum, der durch Ausläufer noch mit dem hellsten Teil verbunden zu sein scheint. Südlich und westlich davon verblasst der Nebel sehr schnell, und ist somit nicht in vollständiger Ausdehnung nachvollziehbar. Meine Versuche, das Objekt mit 30x zu beobachten scheitern, weil der Himmelshintergrund nun viel zu hell ist.
Die in der Literatur zu findende Bezeichnung IC 2118 geht auf Max Wolf zurück, der den Nebel zu Beginn des 20. Jahrhunderts fotografierte.

*Das nächste Objekt befindet sich nicht einmal 2° westlich des Orionnebels und ist damit ein einfacher Fang. Ungewöhnlich für die Region ist, das es sich um einen "extragalaktischen Nebel" handelt*

NGC 1924 (Gx) (Ori) 12,5mag

Eine Galaxie im Umfeld des Orionnebels ist ungewöhnlich. Scheinbar blicken wir hier durch ein Nebelfenster, das den Blick auf die ferne Galaxie zuläßt. Bereits bei 50x ist indirekt ein kleiner, recht schwacher Nebel erkennbar. Bei 126x ist dann auch die Form deutlich erkennbar. NGC 1924 zeigt einen 2,5:1 elongierten Halo mit einem markant helleren Zentrum. Auffällig sind die vielen schwachen Sterne im Süden und Westen, die zum Teil Paare bilden.

IC 420 (Neb) (Ori)

Dieser Nebel findet sich nur 45' westlich des hellen Sternhaufens NGC 1981. Er umgibt einen 8m-Stern, der die nordwestliche Komponente eines auffälligen Parallelogramms darstellt. Bei 98x ist zunächst nur zaghaft, ein schwaches Leuchten direkt um den Stern herum erkennbar. Erst der Vergleich mir ähnlich hellen Sternen in der Umgebung, lässt den Nebel deutlich hervor treten. Besonders nördlich und östlich des Sterns sind schwache Nebelansätze erkennbar. Die visuelle Ausdehnung ist jedoch gering.

*Bei IC 429 und IC 430 war leider nichts zu machen - letzterer ist vielleicht mit viel Geduld noch zu packen. Bei IC 429 kann ich nach der Betrachtung des DSS-Bildes getrost abwinken - dieses "Nebelwürmchen" erfordert viel mehr Öffnung. Auch an IC 428 bin ich trotz recht heller Erscheinung auf dem DSS gescheitert.*

IC 427 (Neb) (Ori)

Zusammen mit dem sehr hellen NGC 1999 im Gesichtsfeld. Bei 50x und 98x erscheint der Nebel indirekt als schwache, mittelgroße Wolke nordöstlich eines 10m5-Sterns. 

IC 421 (Gx) (Ori) 14,2mag

In einem sehr netten Umfeld mit einem markanten "doppelten Doppelstern" im Norden (der südliche davon ist HJ 2271) gelegen. Die Galaxie erscheint schwach, und ist bei 126x zu etwa 75% des Zeit indirekt zu halten. Bei längerer Beobachtung fällt eine Aufhellung im Osten des Nebels auf, die entweder Teil des Balkens, oder der Ansatz eines Spiralarms sein könnte. Ein besonders helles Zentrum ist nicht erkennbar. Alles in allem jedoch ein interessantes Objekt.

NGC 2110 (Gx) (Ori) 12,5mag

W. Herschel entdeckte die Galaxie gleich 2x innerhalb eines halben Jahres neu - einmal als H III 448 im Oktober 1785 und schließlich als H III 510 im Februar des Folgejahres. Visuell bereitet das Objekt keine all zu großen Schwierigkeiten, und erscheint bei 126x zwar schwach, aber doch deutlich in einer markanten Konstellation heller Sterne. Auffällig ist die hohe Flächenhelligkeit des 2:1 elongierten Halos. Der Helligkeitsabfall vom Zentrum zu den Randbereichen ist ziemlich gering.

*Zunehmend kamen von Norden Wolkenfelder auf. Orion war aber weiterhin komplett Wolkenfrei. Daher wagte ich noch den Sprung in das Nachbarsternbild Monoceros.*

NGC 2149 (Neb) (Mon)

Ein interessanter Reflexionsnebel im Einhorn, der schon ab 50x schwach sichtbar ist. Mit 126x erscheint ist nicht ganz klar, ob es sich um einen hellen Nebelknoten, oder einen schwachen Stern in deutlichem Nebel handelt. Bei längerer Betrachtung sind Strukturen und schwache Ausläufer erkennbar. Nach Süden scheint sich der Nebel mit hellen Zentrum her, fast im Kometenform zu erweitern. Dabei scheint der südwestliche, der beiden "Schweife etwas deutlicher ausgeprägt. Auch in Nordrichtung des hellen Zentrums ist eine schwache Nebelextension wahrnehmbar.

Zeichnung von NGC 2149

[Zeichnung von NGC 2149 am 8" f/6 Newton bei 126x und 191x - Matthias Juchert]

Dann erreichte die Bewölkung den Orion und ich begann, die Ausrüstung im Auto zu verstauen. Als ich fertig war, war der Himmel - wie könnte es auch anders sein ;-) - vollständig aufgeklart. Ich suchte die prächtige Milchstraße freisichtig noch etwas mit dem Karkoschka nach erkennbaren Deep-Sky-Objekten ab. Mit M 67 konnte ich schließlich einen weiteren harten Brocken aus dem Messier-Katalog dingfest machen. Die Position ist dank der kleinen Sternkette, die westlich an Alpha Cnc ansetzt einfach zu finden. M 67 erscheint als winziger, sehr schwacher Nebel - indirekt immer wieder nur für Momente zu halten. Ich probierte auch M 46. Dieser blitzte 2x auf, jedoch konnte ich die Sichtung nicht eindeutig verifizieren. Der tollkühne Versuch an M 93 war von vornherein zum scheitern verurteilt. Der Haufen steht in Mitteleuropa leider viel zu tief am Himmel, ist aber ein potentielles Ziel für den Südhimmel.

Clear Skies
Matthias


* Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de *