Beobachtungen vom 23.2.2003

Instrumentarium: - 8" f/6 Meade Starfinder 40mm, 25mm, 12,4mm und 6,4mm Okulare + UHC-Filter
                                 
Beobachtungsort:
Land Brandenburg auf 52°19' n.B. - 50m über Meereshöhe

Bedingungen: Sehr gute, sehr dunkele Nacht! Heute habe ich erstmals das Zodiakallicht deutlich beobachtet - der Kegel reichte gegen 20 Uhr noch bis in den Stier hinein. Die Grenzgröße habe ich in 1/4-stündiger Beobachtung mit bloßem Auge zu 6m7 - 6m8 im Zenit ermittelt. Etliche Deep-Sky-Objekte waren dem bloßem Auge zugänglich. Besonders beeindruckend - M44, der neben Jupiter als heller "grainy glow" erschien - fast schienen die ersten Sterne durchschimmern. Die Dunkelheit wurde durch die fehlende Schneedecke noch verstärkt. Die Durchsicht bis zum Horizont war zudem außergewöhnlich gut - Canis Major war komplett ohne Dunstabschwächung sichtbar. Geradezu sensatoniell ist die Sichtung von Alpha Columbae nur 2,5° über dem Horizont! Zudem war nur ein leichter Windzug zu verspüren, was die -7°C recht erträglich machte.


Zeit: 20.00 Uhr - 23.00 Uhr

Nachdem ich in den letzten 4 Tagen unter sternenklarem Himmel im Harz kein Teleskop zur Hand hatte, musste sich heute trotz gerade erst erfolgter Heimkehr der Lust am Beobachten in dieser exzellenten Nacht entladen. So macht beobachten Spass!

Der Komet C/2002 Y1 (Juels-Holvorcem)

Der Komet wanderte an diesem Abend durch den Kepheus, der vergleichsweise tief am Nordhimmel stand. Er sollte viel heller sein, als prognostiziert. Referenzobjekte für die Suche nach dem Schweifstern waren NGC 6946 und NGC 6939 im Cepheus. Diese konnte ich aber gar nicht auf Anhieb finden, und hatte stattdessen den wirklich sehr hellen Kometen im Okular. Er zeigte sich bei 50x als deutlich kondensierter, leicht ovaler Nebel, von mindestens 10' Größe (Vergleich mit NGC 6939). Der schwache Sternhaufen NGC 6939, der bei 50x nur spärlich schwache Sterne frei gab war um Klassen schwächer. Und die Galaxie NGC 6946 war sogar kaum mehr zu erkennen - nur ein blasser Schimmer mit indirektem Sehen. Ich schätze den Kometen auf 7. Größenklasse, und das ist noch relativ zurückhaltend, wenn man die Horizontnähe bedenkt.

Dann ging es an das Beobachten von H400-Objekten für das Projekt, sonst überholt mit Beobachtungskollege Lothar Singer noch ;-)

Abseits von M 42

NGC 1999 (Neb) (Ori) ?mag

Bei 50x ist ein schwacher, aber eindeutiger Nebel um einen 11mag Stern zu erkennen. Schon bei 98x wird das Objekt interessant. Westlich des Sternes taucht eine dunkele Struktur per indirekter Sicht auf. Bei 190x dann ein sehr interessantes Objekt. Wirkt fast wie ein kleiner Trifidnebel. Ein etwas breiteres Dunkelband läuft von Nordwesten auf den Stern zu, um dann in spitzem Winkel nach Südwest zu laufen. Hier erscheint dies deutlich schmaler.

NGC 2022 (Pn) (Ori) 12,8mag

Schon bei 50x als kleiner deutlicher Nebelstern zu erkennen. Bei 98x ist schon eine deutliche Scheibe sichtbar. Der schönste Anblick ergibt sich bei 190x. Es zeigt sich eine recht homogene leicht ovale graue Nebelscheibe. Auf den UHC-Filter reagiert der Nebel gut.

NGC 2063 (Ast) (Ori) ?mag

Ein eher obskurer Haufen - entdeckt von William Herschel. An der gegeben Position zeigt sich kein deutlicher Sternhaufen. Um einen hellen Stern zeigen sich als einzig wahrnehmbare Ansammlung nur einige Sterne - von dem hellen Stern nach Süden ausgehend, verläuft eine, bei 50x recht nebelig wirkende lockere Sternkette, die sich bei höherer Vergrößerung in 10-15 Mitglieder auflöst. Erweckt aber kaum Haufenanblick.

NGC 2039 (Ast) (Ori) ?mag

Auch hier handelt es sich um einen merkwürdigen Haufen. Bei 50x nur lose, im Feld verstreute Sterne. Die netteste Struktur ist noch eine Sternkette, die zwischen 2 hellen Sternen verläuft. Darüber zeigt der Spiegel mit seinem umgekehrten Bild einen "Tiny Dipper". Sonst keine Sternansammlungen erkennbar. 

Collinder 74 (Oc) (Ori) 14,4mag

Nur bei 190x wagen sich langsam einige Sterne aus dem Untergrund hervor. Erinnert mit der relativ schwachen Kondensation und den vielen schwachen Sternen an NGC 188. Wirklich schwieriges Objekt. Erweckt jedoch visuell nicht wirklich einen Haufeneindruck - erst auf dem DSS-Bild. 

PK 198-6.1 (Pn) (Ori) 13,9mag

Abell 12 - steht fast direkt auf My Orionis. Bei 190x mit UHC-Filter ist phasenweise eine Beule im westlichen Halo des hellen Sternes zu erkennen. Positionierung außerhalb des Feldes bringt nichts. Man müsste den Stern abdecken. Recht großer Pn. Eindeutig identifiziert.

Kurz vor einer kleinen Pause bin ich noch einmal im Rahmen meines kommenden "7 Dunlop-Doppelsterne für Mitteleuropäer" Mini-Projekt ganz tief in den großen Hund gewandert, zum Sternhaufen Collinder 140. Dieser ist schon im Sucher aufgelöst, und zeigt eine Hakenform.

Dunlop 47 (Ds) (CMa) 99"

Sehr einfacher Doppelstern in großer Distanz getrennt bei 50x. Schöner Farbkontrast der beiden ziemlich hellen Sterne - der hellere ist rötlich, während der schwächer Stern eine blaue Färbung zeigt.

Galaxien in der Milchstraße...

...sind gewöhnlich besonders schwierig zu beobachten, aufgrund des Sternreichtums und der starken Extinktion durch unsere eigene Galaxie. Trotzdem lockten im Bereich des weiten Doppelsternes Zeta Geminorum einige Objekte.

NGC 2339 (Gx) (Gem) 11,8mag

Bei 50x ist nur ein schwacher Fleck zu erhaschen. Auch bei 98x wird dieses H400-Objekt nicht wirklich hell. Es zeigt sich eine relativ kleine 1,5:1 elongierte Nebelscheibe, die fast wie ein Pn wirkt. Das Objekt hat kaum ein ausgeprägtes Zentrum. 

NGC 2342 (Gx) (Gem) 12,6mag

Schon bei 50x ist "da" etwas. Bei 98x und indirekter Sicht recht einfach zu sehen. Schöner Doppelnebel mit der nahen Galaxie NGC 2341. Wirkt länglich elongiert in NW-SO-Ausrichtung.

NGC 2341 (Gx) (Gem) 13,2mag

Blinkt bei 98x und indirekter Sicht auf und kann phasenweise ganz gut gehalten werden. Sehr kleiner rundlicher Nebel nahe einem hellen Stern. Aber bei 98x deutlich flächig.

Zieleinlauf im Monoceros

Auch wenn meine Karten für viele weitere Stunden Beobachtung gereicht hätten, fielen mir nun doch langsam die Augen zu, denn die Heimfahrt stecke mir noch in den Knochen. So beobachtete ich noch einige Oc's im Monoceros, was aufgrund der Müdigkeit jedoch zusehends schwieriger wurde.

NGC 2286 (Oc) (Mon) 7,5mag

Haufen in dichter Milchstraße. Bei 50x kaum Haufeneindruck - da lauert ja an jeder Ecke ein Haufen. Viele verstreute Sterngruppen auf größerer Fläche verteilt - der eigentliche Hauptteil des Haufens wird erst mit 98x sichtbar, wo sich im Zentralbereich eine kleine diffuse, teilweise aufgelöste Wolke mit schwachen Sternen zeigt. Dies bestätigt den Eindruck, den mir vor einigen Wochen mein 2,5"-Refraktor bot.

NGC 2311 (Oc) (Mon) 9,6mag

Hebt sich recht deutlich von der Milchstraße ab. Mäßig kondensiert und bei 190x vollständig aufgelöst. Ich konnte knapp 30 schwache Sterne in einer tropfenähnlichen Form erkennen. Netter Haufen.

NGC 2259 (Oc) (Mon) 10,8mag

Ein ziemlich kleiner, und kompakter Sternhaufen, der sich auch bei 190x nicht vollständig auflösen lässt. Merkwürdigerweise zeigt die Skizze in meinem Beobachtungsbuch eine andere direkte Umgebung des Oc, als das DSS-Bild. Daher wird hier wohl nochmal eine Virifizierung notwendig. 

Trumpler 5 (Oc) (Mon) 10,9mag

Noch ein weiterer sehr schwacher Sternhaufen im Monoceros. Bei 50x ist keine diffuse Nebelwolke erkennbar. Erst bei 190x sind wieder einige Sterne zu erkennen, die schwach aus dem Untergrund hervortreten. 

Da waren die nächsten beiden Sternhaufen schon viel eindeutiger und leichter zu erkennen....

NGC 2251 (Oc) (Mon) 7,3mag

Ein schöner heller Sternhaufen, der sich ziemlich gut vom Umfeld abhebt. Der Haufen ist dreigeteilt und von länglicher Form. Im Nordwesten befindet sich eine kleine Kette von 6 Sternen. Im Südwesten befindet sich ein kleiner Halbkreis von Sternen, in dem ich etwa 8 Sterne ausmachen konnte. Der größte Teil ist das längliche, leicht gebogene Zentral- und Ostgebiet, in dem nochmals mindestens 15 Sterne sichtbar waren.

NGC 2254 (Oc) (Mon) 9,1mag

Ein kleinerer, kompakter und unregelmäßig geformter Sternhaufen mit recht schwachen Sternen. Bei 98x beginnt sich die gerade Westseite des Haufens aufzulösen. Bei 190x sind etwa 6 Sterne eindeutig aufgelöst, während die unregelmäßige Ostseite weiterhin nebulös bleibt.

*Ich war dann wirklich hundemüde, aber ich konnte den Himmel einfach nicht allein lassen. "Ein H400-Objekt noch..": dachte ich mir steuerte die Galaxie NGC 2967 im Sextanten an - leider wurde mir der kleine Zahlendreher erst später bewusst, aber eigentlich sollte die Suche der Galaxie NGC 2974 gelten, die in der H400-Liste aufgenommen wurde.*

NGC 2967 (Gx) (Sex) 11,6mag

Einfach aufzusuchen. Recht gut sichtbar, aber nur mit indirekter Sichtweise. Das Objekt erschien mäßig groß und rundoval. Bei genauer Betrachtung erkannte ich nur ein sehr schwach ausgeprägtes Zentrum.

Dann habe ich aber wirklich Feierabend gemacht. Es war eine exzellente Nacht, wie man sie sich auch nur wünschen kann, und ich hatte für den 8"er einige doch recht knackige Objekte im Programm. Ich will nebenbei noch einige Objekte aufführen, die sämtlichen Observationsversuchen am heutigen Abend widerstanden. Dazu zählten hauptsächlich Basel 7 und Basel 8 als auch der planetarische Nebel NGC 2346, die ich alle samt nicht im dichten Milchstraßendickicht finden konnte. Aber auch das gehört zu einer Beobachtungsnacht einfach dazu.

Clear Skies
Matthias


Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de