Kurzbeobachtung vom 23.7.2001

Instrumente: 2,5" f/13,3 Refraktor; Feldstecher 8-24x50

Zeit: 22.15 Uhr - 0.00 Uhr

Ort: Spechtelplatz Südbalkon

Bedingungen:

Nun - es schickte sich Anfangs gut an, aber ich habe nicht umsonst schon zeitig das Schlafgemach aufgesucht. Es war ein netter, kleiner, ganz lockerer Beobachtungsabend. Aber mehr im nachfolgenden....

Beobachtung

Als ich die Geschütze aufgestellt hatte, machte ich's mit bequem. Nur nicht zu viel bewegen lautete die Devise - es war schließlich in der Wohnung genau so warm, wie auf dem Balkon. Keine laue Nacht, sondern schon eher unerträgliche Schwüle! Da sich die Quellwolken des Nachtmittags überraschen verzogen, hoffte mein Herz doch auf eine lange Nacht! Heute wird mal in Ruhe gespechtelt - ganz ohne das übliche große Programm. Da kann man es sich schon mal bequem machen - was mitunter gar nicht mal leicht auf einem Klapphocker ist...

Aber vielleicht wollte er mir damit ein Signal geben - den Startschuss sozusagen! Meine Augen waren jetzt eine 1/4 Stunde adaptiert - nicht ausreichend für Deep-Sky, aber doch passabel, für die erste Tour mit bloßem Auge! Es ist jetzt 22.30 Uhr - hmm - der Adler ist in Ausdehnung gut zu erkennen - auch Pfeil und Delfin sind vorhanden - aber nur wenn man genau hinschaut. Letztendlich komme ich auf eine visuelle Grenzgröße von 4,5 mag! Das ist ganz in Ordnung, für den Sonnenstand von 15° unterm Horizont...

Aber mein geübtes Auge erkennt heute doch einen gewissen Dunst in der Luft. Nein - das ist nicht der Abend mit Rekorddurchsicht! Aber die visuellen Binärsysteme unter den Sternen sollten doch davon profitieren - Seeingtest war angesagt... Alpha Herculis war der erste Kandidat - und was soll ich sagen - wie Butter - extrem ruhige Luft. Kein Flimmern - sauber bis ins letzte getrennt im 10mm Okular! Der Farbkontrast kommt sehr schön. Diesen Rot/Blau-Gegensatz finde ich immer wieder beeindruckend. Ich hätte mich ja gern noch an Epsilon Bootis probiert, aber der war schon außerhalb meiner Sichtlinie.

Wo ich doch schon mal im Herkules bin fällt mir im Karkoschka (E19) ein DS ins Auge, den ich bisher völlig vergessen. Es ist Kappa Herculis - ein Stern den ich momentan mit bloßem Auge gerade so scharf gestellt bekomme. Nach etwas langwieriger Suche schlägt er im Gesichtsfeld ein. Er bildet mit 2 anderen Sternen ein kleines Dreieck, das nur im 40er Okular noch in ganzer Ausdehnung erfassbar ist! Hier ist der DS aber ein auffälliges, und leicht trennbares Objekt - kein Problem bei über 27" Distanz. Der Helligkeitskontrast kommt gut, während der Farbeindruck schwankt. Mal erscheinen mir beide rötlich, laut Karkoschka sind sie gelb - sei es drum, auf jeden Fall keine O oder B-Sterne! Mein Feldstecher fleht mich mit herzerweichendem Blick an - da kann ich nicht nein sagen! Er wird auf das Stativ montiert, scharfgestellt und schon beginnt die Jagd. Schnell werde ich fündig - das Sternendreieck ist markant. Ein kleiner Zoom auf 18x - dann kommt er schön weit getrennt daher! Jetzt bietet sich mir das Kuriosum, sowohl im Refraktor, als auch im Feldstecher die selbe Vergrößerung zu haben! Der Refraktor bietet selbstverständlich ein viel schärferes und kontrastreicheres Bild!

Wo wir schon mal da sind, wird noch schnell der planetarische Nebel NGC6210 vom Himmel geschossen! Im 40er Okular wirkt er deutlich heller als ein Stern 9. Größe! Er wirkt am besten im 10mm Okular. Das es sich um ein Scheibchen handelt, ist gut zu erkennen. Was den Farbeindruck anbelangt, sollte man wohl vorher nicht soviel in den Bemerkungen lesen. Ich meine auch, einen leicht bläulichen Farbton vernommen zu haben, aber ich war wie gesagt schon etwas voreingenommen! 

Nun aber in andere Regionen des Himmels. Z.B. in das sonst wenig beachtete Sternbild Füllen (Equuleus). Es beherbergt eigentlich keinerlei, mit Amateurteleskopen beobachtbaren Objekte - einzig der Doppelstern Epsilon Equulei scheint interessant! Gar nicht so leicht zu finden - eigentlich sehr unauffällig neben den dominanten Objekten der Milchstrasse! Nach weiteren 15 min hab ich ihn. Die Wahl dieses Objekts erweist sich in anderer Hinsicht als Glücksgriff! Der gesamte Süden vom Schützen bis zum südlichen Schlangenträger bzw. Adler ist von Wolken verdeckt! Der DS ist gut im 40er Okular zu finden! Besser ist die Trennung der 10" im 25er Okular, was der hübsche Helligkeitskontrast herausfordert! Wer mal ein großes Teleskop auf ihn ansetzt, wird ihn wohl bei besten Bedingungen als 3-fach System erkennen - die Distanz beträgt zwischen 0,7 und 0,8"!!

Als nächstes widmete ich mich dem naheliegenden, nordwestlich angrenzenden, Sternbild Delfin! Michael Leckel hatte mir durch einen seiner Berichte eine gute Anregung gegeben! Der schönste Deep-Sky-Objekt ist zweifelsohne der Kugelsternhaufen NGC6934! Ein direkter Vergleich mit dem Paradeobjekt NGC7078, besser bekannt als Messier 15, ist jedoch ernüchternd. Dieser spielt doch mindestens ein Liga höher. Trotzdem ist NGC6934 gut zu finden. Man muss schon ein fast einstelliges Okular wählen, um sich nicht über die seltsame Erscheinung des hellen, dicht westlich benachbarten Sternes zu wundern. Der Kugelsternhaufen selbst zeigt Andeutungsweise eine körnige Struktur!

Auf dem weg zurück fällt mir westlich des Sternes Epsilon Delphini ein schöner DS auf - geschätzt zwei Komponenten mit je 7-8mag in etwa 20" Distanz. Der ist nirgendwo verzeichnet! Da sollte man mal öfters vorbeischauen!

Nun war der planetarische Nebel NGC6891 mein Wegziel! Ein sehr schwieriges Objekt. Eigentlich mit 10,5m recht auffindbar, aber dank der geringen Ausdehnung nicht von einem Stern zu unterscheiden. Südlich eines hellen Sternpaares kamen zwei Kandidaten in Frage. Nur welcher? Ich versuche mit Hilfe meiner Karte kleine Dreiecke zu bilden, um das Verhältnis der Abstände abschätzen zu können! Letztendlich entscheide ich mich für den nördlicheren Kandidaten! Bin mir aber immer noch nicht richtig sicher!

Dieser "Sehtest" fordert erst mal wieder etwas Entspannung heraus. Ich tauche hinein in das Meer aus helleren, dicht benachbarten Delfin-Sternen. Leicht ist der östlichste der Gruppe, Gamma Delphini, als Doppelstern auszumachen. Der Farbkontrast erfordert eine etwa 80x Vergrößerung! Lange nicht so schön wie Alpha im Herkules - aber immerhin der gelb/blau Kontrast sorgt für Abwechselung!

Den Abschluss meiner kleinen Delfin-Exkursion bildet dann der kleine Kugelsternhaufen NGC7006! Die Bedingungen sind alles andere als optimal! Auf den ersten Blick gar nichts! Mit leichtem Augen verrenken und weggucken ;) (bis der Arzt kommt - *lol*) ist ein blasses Nebelchen auszumachen. Der ist auch wiederum nur im 25er Okular auszumachen. Für NGC6950 und NGC6905 muss ich mir demnächst Zeit nehmen - Wolken verdrängen mich aus dieser Region!

Ich wollte eigentlich noch eine kleine Tour durch den Adler machen, aber Dunst, Wolken und die Müdigkeit bieten überzeugende Argumente, die Tour bald zu beenden! Theta Serpentis stimmt als, im 40mm Okular leicht getrennter, hübsch anzuschauender DS in den Reigen mit ein!

Beim Abbauen fällt mir ein länglicher Nebel nordwestlich des Pfeils mit bloßem Auge auf! Es ist Collinder 399 - der Kleiderbügel! Das Auge vermag ihn nicht aufzulösen! Indirekt ein länglicher Nebel, direkt sind dann zwei Sterne erkennbar, einer am Ost- und einer am Westende! Jedes noch so kleine Optische Gerät könnte ihn auflösen! 

Fazit: Damit lasse ich es dann mal bewenden. Es war doch insgesamt abwechselungsreich und ziemlich entspannend. Genau richtig zum Stressabbau. Ich werde mir dann erst einmal etwas Schlaf gönnen. Da stehen wohl unter der Woche, laut Wetterbericht, noch einige Sternenklare Nächte an!

Clear Skies an alle fleißigen Beobachter!


Deep-Sky und Planetenbeobachtung mit kleinen Teleskopen: www.Serifone.de