Beobachtungsnacht vom 25.4.2004

Instrumentarium: - 8-24x50 Fernglas
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 50m Meereshöhe

Bedingungen: An sich war eine klare Nacht angekündigt. Doch statt klarem Himmel bot sich ein Stelldichein der Wolkenbänke. Die Luft war relativ feucht, und so bald es aufklarte, bildete sich sofort ein flacher Nebelschleier über dem Feld, der aber wieder verschwand, wenn die Wolken sich wieder verdichteten. Ein interessantes Phänomen. Zwischen den Wolken war der Himmel jedoch sehr gut, und außergewöhnlich dunkel. Die Sommermilchstraße zeigte sich jedenfalls stark strukturiert mit etlichen, freisichtig erkennbaren Nebeln.


Beobachtung:

Zeit: 02.00 Uhr - 04.30 Uhr MESZ

Während nach einem langen Abend einige Freunde von mir das Nachtleben noch unsicher machen wollten, lockte mich der klare Himmel auf die Heimfahrt. Mit reichlich Ausrüstung vollgepackt, traf ich gegen 2 Uhr am Beobachtungsplatz ein, und fand mich in dicken Wolken wieder. Um es vorweg zu nehmen - mein 8" Newton fand sich in dieser Nacht nicht auf seinem Stativ wieder. Immer wieder zogen Wolken über den Himmel, so das gezielte Deep-Sky-Beobachtungen wenig Freude bereitet hätten. So traf ich die beste Entscheidung, und liess das Programm Programm sein. Eine Tour mit dem Fernglas durch die wolkenfreien Regionen ist doch auch mal ganz reizvoll. Und insgeheim hatte ich auch noch die Hoffnung, den Kometen Bradfield tief am Osthorizont zu erhaschen.

Eine kleine Tour mit bloßem Auge und Fernglas durch die Schätze des Sommers

Wie schon gesagt war der Himmel außerordentlich gut, und so habe ich mir die Frühsommerkarten aus dem Karkoschka vorgenommen, und mit dem Fernglas und auch ganz ohne optische Hilfe beobachtet. Hier einige Auszüge aus meinen Kugelsternhaufen-Beobachtungen in der Schlangenträger-Region:

M 5 - Schwaches aber deutlich, nordwestlich eines Sterns bereits mit bloßem Auge sichtbar. Heller, großer Nebel im Fernglas.

M 13 - Direkt mit bloßem Auge sichtbar. Sehr schöner, heller Nebel im Fernglas. Genau zwischen 2 gleichhellen Sternen.

M 10 - Vage mit bloßem Auge erkennbar. Im Fernglas recht groß mit sehr hellem Zentrum.

M 12 - Etwas größer, aber doch insgesamt merklich schwächer als M10.

M 14 - Schwacher, aber deutlicher mittelkleiner Nebelball, südlich einer kleinen Dreierkette von Sternen.

M 107 - Schwacher, kleiner Nebel direkt südlich eines kleinen, auffälligen Sterndreiecks zu finden.

M 9 - Ziemlich schwacher, aber deutlich flächiger Nebelball, etwa zentrisch in einem Dreieck hellerer Sterne.

M 19 - Dicht über den Wolken im Süden. Südwestlich eines markanten Doppelsterns. Insgesamt schwacher, aber deutlicher Nebelball.

M 4 - Großer, recht heller Nebelball, der indirekt sogar schon körnig erscheint!

M 80 - Recht schwierig. Undeutlich schon bei 8x im Fernglas zu erkennen, aber Steigerung der Vergrößerung auf 12x zeigt ihn deutlich. Er ist nach Norden und Süden von 2 Sternen in die Zange genommen.

Besonders schön war es, mit dem UHC-Filter vor dem bloßen Auge die Milchstraße entlang zu wandern. Der Nordamerikanebel und auch der Lagunennebel waren deutlich abgegrenzt erkennbar. Schön war der Nordamerikanebel auch im Fernglas, wobei ich mir den UHC vor ein Auge gehalten hatte, und so einen wunderbaren Vergleich machen konnte. Ich weiß nicht mehr, wie viel ich mir letztlich angesehen habe, aber dafür, das es nie vollständig aufgeklart ist, war es schon eine Menge.

Der erste Blick auf Komet C/2004 F4 (Bradfield)

Gegen 3.15 Uhr Morgens hatte es sich dann wieder komplett zugezogen. Ich hatte keine große Hoffnung mehr, einen Nebel oder gar das Highlight - den aktuellen Kometen Bradfield - zu erhaschen. Gut eine Viertelstunde später zeigte sich der Himmel jedoch gnädig, und bot noch mal eine ausgedehnte, wolkenfreie Zone an, bevor sich vom Osthorizont neues Unheil ankündigte. Die Dämmerung hatte bereits begonnen, und trotz intensiver Suche nach dem Kometen war noch nichts zu erkennen.

Ich hatte mir die Position des Kometen extra in einer Sternkarte vermerkt, jedoch waren die Vergleichssterne nicht mehr, oder noch nicht sichtbar. Dann gegen 3.55 Uhr sah ich direkt westlich neben Zeta Andromedae einen schwachen Stern, und beim drüber schwenken war auch eine Art schwacher Schweifansatz erkennbar. Bradfield! Ich war mir noch unsicher, und machte ein Testfoto mit meiner Digicam. Tatsächlich war ein winziger Fleck auf der 50mm-Aufnahme über 15sec erkennbar.

Nach und nach wurde der Komet deutlicher, obwohl er immer nur kurz über der nächsten, aufziehenden Wolkenwand stand. Ein seltsames Phänomen - scheinbar zogen die Wolken genau so schnell, wie der Komet am Himmel aufstieg. Kurz vor 4.15h zeigte sich Bradfield dann von seiner besten Seite. Im Fernglas konnte ich den Schweif auf über 1,5° verfolgen. Ich vollführte regelrechte Freudensprünge wegen des schönen Anblicks! Wahnsinn. Die Helligkeit schätze ich auf etwa 4m5. Trotzdem war der Komet aufgrund der hellen Dämmerung nie mit bloßem Auge erkennbar. Jetzt gelangen auch einige, zwar verrauschte, aber doch nette Aufnahmen mit der Digicam. 

Aufnahme 1: Pentax Optio 555 - 80mm - 2x15sec gestackt - © by M. Juchert

Aufnahme 2: Pentax Optio 555 - 180mm - 3x15sec gestackt - © by M. Juchert

Was will man mehr. Kurz danach wurde der Kometenkopf von den Wolken verschluckt, während ich den Schweif immer noch erkennen konnte. Insgesamt eine knappe halbe Stunde hatte ich das Vergnügen. Und so wurde aus einer verkorksten Beobachtungsnacht doch noch ein tolles Erlebnis.

Clear Skies
Matthias


* Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de *