Beobachtungsnacht vom 25.9.2003

Instrumentarium: - 8" f/6 MEADE Starfinder EQ

Beobachtungsort: Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 50m Meereshöhe

Bedingungen: fst: 6m9 im Zenit! Ich war zurück gekehrt zu meinem doch deutlich dunkleren Winterbeobachtungsplatz. Der Himmel war einfach bombastisch. Die Luft war so klar, das sich auch die Lichtglocken der Städte im Norden und Osten nicht zeigten. Es war nicht zu kalt, jedoch wehte mir ein strammer Wind um die Ohren.


Beobachtung:

Zeit: 02.30 Uhr - 7.00 Uhr MESZ

Ich war extra etwas später aufgebrochen, um die Beobachtung und ein Highlight der Morgendämmerung unter einen Hut zu bekommen. Doch dazu später mehr. Zunächst einmal zu meinem buntgemischten Programm. Ich hatte mich auf etliches vorbereitet: ferne Galaxie, Mitglieder der Lokalen Gruppe, extragalaktische HII-Regionen, Kometen und eine Supernova umfassten mein Vorbereitungsprogramm. Das ich nicht alles schaffen kann, war mir schon vorher klar. 

Galaxienjagd im westlichen Cetus

Hier findet die Jagd der vorrangegangenen Nacht ihre Fortsetzung. Die Horizontsicht war gut, und daher verschob ich die Beobachtungen in der nördlichen Milchstraße auf eine andere Nacht. Ausgangspunkt der Reise war der Stern 6 Ceti.

NGC 7821 (Gx) (Cet) 13,3mag

Diese Galaxie ist bei 126x nicht ganz einfach zu beobachten. Es erscheint per indirektem Sehen nur ein extrem schwacher ovaler Nebelschimmer ohne weitere Feindetails.

WLM (Gx) (Cet) 10,6mag

Das Wolf-Lundmark-Melotte System wurde 1909 von Max Wolf entdeckt. Peter J. Melotte und Knut Lundmark erwähnten 1926 erstmals die Natur einer eigenständigen Galaxie, wobei sie das Objekt mit NGC 6822 verglichen. Es handelt sich um ein Mitglied der Lokalen Gruppe. Im Teleskop ist bei 50x ein extrem schwacher Nebel zu erfassen. Er ist in Nord-Süd-Richtung elongiert, und erscheint im Süden etwas "heller". Der Nebel ist nur eindeutig bei leichter Tubusbewegung sichtbar.

NGC 73 (Gx) (Cet) 13,7mag

Diese Galaxie erscheint bei 126x sehr schwach und mittelgroß. Östlich des Halos sind 2 deutliche Sterne zu erkennen. Die Galaxie selbst zeigt sich relativ homogen und detaillos.

NGC 62 (Gx) (Cet) 13,5mag

Indirekt ist bei 126x ein ziemlich schwacher, recht kleiner Nebel sichtbar. Er besitzt eine ovale Form und zeigt eine gleichmäßige Helligkeitsverteilung.

IC 2 (Gx) (Cet) 14,7mag

Etwa 2' westlich eines schwachen Sterns, ist diese ziemlich schwache System auszumachen. Es erscheint sehr klein, etwas elongiert, und besitzt insgesamt eine hohe Flächenhelligkeit.

NGC 35 (Gx) (Cet) 13,5mag

Indirekt ist bei 126x ein ziemlich schwacher, recht kleiner Nebel sichtbar. Er besitzt eine ovale Form und zeigt eine gleichmäßige Helligkeitsverteilung.

*Dann stand ein kleiner Abstecher in den Fuhrmann auf dem Programm, wo mich ein Komet erwartete, der möglicherweise 2004 freisichtig erkennbar wird.*

C/2002 T7 (LINEAR)

Ich hatte mir die Position nur in etwa mit Bleistift auf einer alten Fuhrmann-Aufsuchkarte vermerkt, und konnte auf den ersten Blick auch keinen Kometen entdecken. Plötzlich fiel mein Blick auf einen helleren Stern, der etwas nebeliges an sich hatte. Bei mittlerer Vergrößerung erschien mir nun ein länglich-diffuser Nebel, aber ich war mir nicht ganz sicher, und so wollte ich die Beobachtung kurz vor der Morgendämmerung noch einmal wiederholen, um eine mögliche Positionsveränderung festzustellen.

Einzelobjekte in M33 - Teil 2

Nachdem ich in einer vergangenen Beobachtungsnacht, bereits 6 Einzelobjekte in M33 erobern konnte, folgten die Versuche an den verbleibenden Objekten. Die Spiralstruktur war übrigens auch heute wieder einfach zu sehen. Ich begann mit den NGC-Objekten im Westen des Kerns.

NGC 588 (Neb) (Tri)

HII in M33. Bei 98x ist ein nur ein schwacher, runder Nebelfleck sichtbar. Mit einem UHC-Filter wird der Eindruck viel deutlicher. Der Nebel ist nun als isolierter Fleck vor dem schwarzen Hintergrund auszumachen.

NGC 592 (Neb) (Tri)

Ein recht heller, kleiner Nebelfleck im westlichen Arm von M33. Mit UHC zeigt sich kein Gewinn - der Nebel erscheint eher schwächer.

NGC 595 (Neb) (Tri)

HII in M33. Ziemlich deutlicher Nebelknoten in der Nähe des Kerns der Galaxie. Mit UHC ist er sehr gut sichtbar, aber auch ohne Filter fällt der Nebel auf, wenn man den Blick über diese Region schweifen läßt. 98x

IC 137 (Neb) (Tri)

HII in M33. IC 137 ist der hellere Südteil einer weiter nach Norden ausgedehnten, helleren Stelle im südlichen Spiralarm von M33. Bei 98x kann man man ansatzweise die Vergabe der eigenen IC-Nummer nachvollziehen, da sich der Knoten etwas vom Glimmen der Spiralarme separiert.

*Die Beobachtungen von IC 135 und IC 136 musste ich leider aufgrund falscher Positionen in der Aufsuchkarte aus Interstellarum 10 revidieren. Mittlerweile habe ich mir mit dem RNGC/IC von Wolfgang Steinicke, selbst ein Bild von der genauen Lage der HII-Regionen machen können. Somit stehen auf meiner to-do-Liste der NGC/IC-Einzelobjekte in M33 noch 6 Objekte: IC 131, IC 134(nur ein schwacher Stern), IC 135, IC 136, IC 139 und IC 140.*

Beobachtungen in Fornax und eine Supernova!

Fornax ist trotz des tiefen Stands am Himmel, einer meiner Lieblingsjagdgründe. Zudem hat das Sternbild, mit der bisher hellsten Supernova des Jahres 2003 noch ein besonderes Highlight zu bieten.

NGC 1201 (Gx) (For) 10,7mag + SN 2003hv

NGC 1201 ist trotz nur 11° Kulminationshöhe, eine sehr helle, und schon bei 50x einfach sichtbare Galaxie. Sie zeigt sich bei 98x in Nord-Süd-Ausrichtung mit einem hellen, länglichen Zentralgebiet.

Die Supernova war bei 98x als schwach aufblinkender Stern im Südteil der Galaxie Blickweise zu erhaschen. Obwohl die Quellen für die Zeit der Beobachtung immer noch etwa 13m2 als Helligkeit angeben, so sind die Galaxie und die Feldsterne durch die Horizontnähe doch so geschwächt, das die mit 8" erreichbare Grenzgröße deutlich unter dem theoretisch möglichen Wert blieb.

NGC 1255 (Gx) (For) 10,9mag

Diese Galaxie ist bei 126x auch mit direkter Sicht zu beobachten. Sie erscheint recht hell und recht ausgedehnt. Bei genauerer Betrachtung fällt das helle runde Zentrum auf. Die schwachen Arme verleihen jedoch der Galaxien eher einen länglich-ovalen Anblick.

NGC 1302 (Gx) (For) 10,7mag

Eine helle Galaxie mittlerer Größe, die schon bei 50x als deutlicher Nebel hervorsticht. Ihr Zentrum erscheint hell und glänzend. Es wird von einem rund-ovalen Halo umgeben, dessen Wahrnehmung in Richtung Nord-Westen jedoch durch einen störenden 11m6-Sterne gemindert wird. 126x

NGC 1306 (Gx) (For) 12,8mag

Mit indirektem Sehen ist diese Galaxie bei 98x als kleine, schwache Aufhellung von rund-ovaler Form wahrnehmbar.

NGC 1360 (Pn) (For) 9,4mag

Ein spektakulär großer planetarischer Nebel, der bei 50x sehr im Sternfeld auffällt. Der Nebel ist recht schwach, und im PW 30° elongiert. Der 11m-Zentralstern ist bereits bei geringer Vergrößerung deutlich zu sehen. Bei 98x zeigt sich eine deutlich hellere Region im Nordwestteil des Nebels, die sich nach Süden bis zum Zentralteil ausdehnt.

Von Traktoren und der schmalen Mondsichel...

Dann kam ein kleiner astronomischer Supergau in Form eines Traktors auf mich zu, der mich in wenigen Sekunden aus fernen Welten zurück auf den Erdboden der Tatsachen holte! Er bog auf Feldweg ein, und setzte mit seinen grellen Scheinwerfern sowohl meiner Galaxienjagd, als auch meiner Adaption ein schnelles Ende!! Himmel - es war erst kurz vor 5 Uhr. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet, da ich noch bis zur Morgendämmerung warten wollte, um die ganz schmale, 28 Tage alte Mondsichel kurz vor Neumond zu sehen. Der Bauer, der wohl auch nicht recht wusste, was er von der finsteren Gestalt auf dem Feld halten sollte, wartete eine Zeit in seinem Traktor - er war nicht nur auf der Durchfahrt - er wollte genau das Feld eggen, neben dem ich gerade beobachtete. Mir blieb nichts anderes, als meine Ausrüstung zu schnappen, und mir mit etwas Frust im Bauch schnell noch einen anderen Platz zum beobachten der Mondsichel zu suchen. 

Nach 4km Fahrt über Feldwege hatte ich einen brauchbaren Platz mit freier Sicht nach Osten gefunden, baute meinen kleinen 2,5" Refraktor auf, und machte meinen Laptop + Webcam bereit. Die Beobachtung der extrem schmalen Mondsichel nur etwa 22 Stunden vor Neumond ist schon ein ganz besonders Erlebnis. Hoch in der Dämmerung standen Jupiter und Saturn am Osthimmel in fantastischen Farben der Morgendämmerung und im Süden funkelten noch die Sterne des Orion und Sirius in einer atemberaubenden Pracht. Als ich dann auch noch dicht über dem Horizont die feine Sichel des Mondes entdeckte, war ich entgültig versöhnt. So einen Mond habe ich auch noch nicht gesehen. Schaut fast aus, wie ein stark abgeschwächter Diamantring bei einer Sonnenfinsternis. Man sieht deutlich die Mondberge. Selbst mit bloßem Auge konnte ich 1-2 Unterbrechungen in der Sichel erkennen. Leider gab der Akku des Laptops im entscheidenden Moment den Geist auf, und so blieben mir nur ein paar Schnappschüsse mit meiner Spiegelreflexkamera und natürlich das visuelle Erlebnis. Ich konnte die Sichel mindestens eine halbe Stunde erkennen, bevor sie in der hellen Dämmerung verblasste. Ein unglaublicher Anblick, als ich meinen Heimatort dann unten im "Tal" im Nebel liegen sah, die Klosterkirche sich als dunkler Umriss vor den Farben der Dämmerung abzeichnete. Allein dafür hat sich diese lange Nacht schon gelohnt! Es war 7 Uhr - Sonnenaufgang - der Tag beginnt - ich falle müde aber zufrieden ins Bett.

Clear Skies
Matthias


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