La Palma: Nacht vom 29/30.8.2003

Instrumentarium: Zeiss 2,5" f/6,6 Refraktor auf Fotostativ (!)
                                 
Beobachtungsort:
2km südlich von Todoque / La Palma auf 28°30' n.B - ~200m Meereshöhe

Beobachter:  Matthias Juchert, Ralf Hofner

Bedingungen: In dieser Nacht war entspanntes Beobachten vom Balkon des Urlaubs-Domizils südlich von Todoque angesagt. Richtung Süden lag neben weitläufigen Bananenfeldern nur die kleine Touristenstadt Puerto Naos, die jedoch nicht all zu sehr störte. Auch die umliegenden Häuser gaben nur ein moderates Licht von sich, und mit forschreitender Beobachtung schaltete auch ein fernes Restaurant seine Leuchtreklame ab. Trotz all dem war die Milchstraße immer noch ein überwältigendes Erlebnis, und die Grenzgröße im Zenit betrug etwa 6m8.


Beobachtung:

Zeit: 23.30 Uhr - 03.00 Uhr UT

Ich hatte mich an diesem Abend mit dem kleinen Leitrohr von Ralf eigentlich nur auf ein gemütliches umherschauen eingestellt. Beobachtungsinstrument war ein "halber" Zeiss Telementor mit 420mm Brennweite, den ich einfach auf mein Fotostativ verfrachtet hab. Letztlich hat aber schon das spontane herumschauen soviel Spaß gemacht, das ich doch einige Aufsuchkarten mitnahm. Ich beobachtete durchweg bei 34x Vergrößerung.

Galaxienjagd im Grus mit 63mm!

Der Grus war hier in seiner vollen Pracht über dem Atlantik sichtbar. Allerdings waren die sehr niedrigen Deklinationen südlich von -50° doch etwas vom Dunst gezeichnet. Aber es gab ja auch darüber genug zu entdecken, das zu Haus niemals über den Horizont kommt.

NGC 7552 (Gx) (Gru) 10,6mag

2,5": Bei 34x erscheint ein recht heller, mittelgroßer Nebel im Feld. Er ist etwa rund und besitzt ein deutlich aufgehelltes Zentrum. 4' westlich der Galaxie befindet sich ein 9m-Stern in schönem Kontrast.

*NGC 7552 ist eines der hellsten Mitglieder des bekannten Grus-Quartet's - einer Gruppe von 4 hellen Galaxien, die von der Helligkeit her, durchaus an die schwächeren Galaxien aus dem Messier-Katalog heranreichen*. 

NGC 7582 (Gx) (Gru) 10,5mag

2,5": NGC 7582 ist der hellste Nebel in einer kompakten Dreiergruppe mit NGC 7590 und NGC 7599. Bei 34x erscheint er recht hell und etwa 3:1 elongiert. Im länglichen Halo befindet sich ein deutliches Zentrum.

NGC 7590 (Gx) (Gru) 11,3mag

2,5": NGC 7590 wurde zusammen mit der nur 5' östlich befindlichen NGC 7599 von James Dunlop entdeckt. Er beschreibt die Objekte als "two very small round nebulae, nearly the same RA, and differing about 1' in polar distance". Die Galaxie erscheint bei 34x recht schwach, ist aber doch relativ gut sichtbar. Sie zeigt eine 2:1 Elongation im PW 45° auf, und besitzt eine hohe Flächenhelligkeit.

NGC 7599 (Gx) (Gru) 11,5mag

2,5": NGC 7599 ist deutlich schwächer, aber auch größer als der Nachbar NGC 7590. Sie ist bei 34x nur indirekt als schwacher, mittelgroßer Nebel zu erhaschen. Deutlich fällt ihre 3:1 Elongation auf, wobei die Elongationsrichtung ähnlich der von NGC 7590 ist.

Rohzeichnung des Grus Quartetts mit 2,5" bei 34x

NGC 7412 (Gx) (Gru) 11,1mag

2,5": 5' südlich des 7m-Sterns SAO 231361 ist die von John Herschel entdeckte Galaxie als recht schwacher, aber eindeutiger Nebel auszumachen. Das Objekt erscheint etwas länglich im PW 90°. Das Zentrum der Galaxie ist schon bei 34x deutlich im mittelgroßen Halo sichtbar.

NGC 7424 (Gx) (Gru) 10,2mag

2,5": NGC 7424 ist mit 2,5" nur ein sehr schwacher, ziemlich ausgedehnter Nebelhauch, der auch mit indirekter Sicht recht schwierig wahrnehmbar ist. Im etwas länglich-oval erscheinenden Halo, ist nur bei sehr genauer Betrachtung eine schwache zentrale Aufhellung sichtbar. Nach Norden und Süden wird der Halo durch je einen 11m-Stern begrenzt.

NGC 7462 (Gx) (Gru) 11,4mag

2,5": Bei 34x erscheint NGC 7462 nur als schwacher, elongierter Lichstreif von relativ geringer Ausdehnung. Viele schwache Sterne säumen das Umfeld der Galaxie.

NGC 7456 (Gx) (Gru) 11,7mag

2,5": NGC 7456 ist eine schwache Galaxie mittlerer Größe, die bei 34x nur indirekt wahrnehmbar ist. Auffällig ist ihre starke Elongation im PW 30°.

*Ich bin schlichtweg begeistert, bis in welche Grenzgrößen der kleine Zeiss-Refraktor vorstoßen kann - wozu haben wir den schweren 10" SCT eigentlich mitgeschleppt? ;-)*

NGC 7410 (Gx) (Gru) 10,4mag

2,5": Dieser von James Dunlop entdeckte Nebel (Dunlop 518) ist selbst mit 2,5" bei 34x recht hell, und einfach direkt sichtbar. Es zeigt sich eine mittelgroße Galaxie mit deutlich elongiertem Halo und hellem Zentrum.

NGC 7213 (Gx) (Gru) 10,1mag

2,5": Nur 16' östlich des strahlenden Alpha Gruis befindet sich diese Galaxie. Der helle Stern muss außerhalb des Gesichtsfeldes positioniert werden, um die Galaxie zu sehen. Dann erscheint sie als recht schwacher, relativ ausgedehnter runder Nebelfleck.

Wunder des Südhimmels von Sculptor bis Eridanus

Nordöstlich schließt sich der Sculptor an, in dem ich gleich mit bloßem Auge 2 aufregende Entdeckungen machte. Östlich von Delta Scl waren 2 länglich verdichtete Nebelknoten zu erkennen. Während die nördliche Gruppe sich nur aus dem beiden Kappa Scl-Sternen und einigen schwächeren Sonnen zusammenfügt, ist die südliche Gruppe ein echter Sternhaufen - Blanco 1. Eine weitere Ergänzung für meine Liste für Deep-Sky-Objekte mit dem bloßen Auge. Dann aber zurück zum schönen Galaxienfeld.

NGC 7713 (Gx) (Scl) 10,9mag

2,5": NGC 7713 wurde von John Herschel am Kap entdeckt. Bei 34x erscheint die Galaxie recht hell, und mittelklein. Die Elongation im PW 0° ist deutlich wahrnehmbar. Dabei zeigt sich nur ein schwach aufgehelltes Zentrum. Ein 11m-Stern befindet sich nur 2' westlich des Zentrums.

NGC 7793 (Gx) (Scl) 9,0mag

2,5": Eine ungewöhnliche Galaxie im Herzen des Sculptors. NGC 7793 wurde im Jahre 1850 von Bond am Harvard Observatory(!) entdeckt. Beachtlich, denn das Objekt gewinnt dort keinen großen Horizontabstand. Er verglich die Erscheinung mit einem Kometen. Eine Beobachtung, die sich visuell sehr gut nachvollziehen lässt. Bei 34x erscheint die Galaxie als ziemlich heller, großer Nebel mit ovaler Ausdehnung und einem ziemlich diffusen Erscheinungsbild im Okular. Das mittelhelle Zentrum scheint ebenso diffus und verwaschen.

NGC 289 (Gx) (Scl) 11,0mag

2,5": Bei 34x ist NGC 289 knapp direkt sichtbar. Die Galaxie erscheint recht hell und mittelklein. Im oval-länglichen Halo steigt die Helligkeit zum Zentrum hin deutlich an.

NGC 134 (Gx) (Scl) 10,4mag

2,5": Eine sehr schöne, helle Galaxie, die mit 34x einfach und direkt zu sehen ist. Sofort fällt die schöne Kantenlage auf durch die starke Elongation des Nebels auf. Das Zentrum ist hell und deutlich wahrnehmbar. Direkt südwestlich der Galaxie befindet sich ein schönes Viereck von 9...11mag Sternen. 

NGC 300 (Gx) (Scl) 8,1mag

2,5": Bei 34x erscheint dieses Mitglied der Sculptor-Gruppe deutlich schwächer, als die Helligkeitsangabe vermuten läßt. Eine sehr große, aber schwache Galaxie wird wahrnehmbar. Mit indirektem Sehen lassen sich erste Variationen im Halo feststellen, aber deutliche Spiralarme werden nicht sichtbar. Einige, teils hellere Sterne sind über die Fläche der Galaxie verstreut.

*Im Süden stand tief über dem Meer, einsam funkelnd der Stern Achernar. Von ihm ausgehend konnte ich die unglaublichen Ausmaße des Sternbildes Eridanus erstmals komplett wahrnehmen. Der kleine Refraktor zeigte mir nun zum Abschluss einige, der schönsten Doppelsterne des Südhimmels*

p Eridani (Ds) (Eri) 11,4"

= Dun 5 (D 5). Ein sehr interessanter südlicher Doppelstern, mit interessanter Geschichte. Bei 34x befindet er sich sehr schön zusammen mit dem strahlenden Achernar im Gesichtsfeld, wobei das Paar schon getrennt ist. Es ist visuell kein Helligkeitskontrast auszumachen! Der Positionswinkel beträgt entweder ~20° oder ~200°. Wenn man die Verbindungslinie der beiden Komponenten verlängert, kommt man fast genau zu Achernar.

Phi Eridani (Ds) (Eri) 88,6"

= Dun 6 (D 6). Bei 34x einfach getrennt. Auffällig ist der große Helligkeitskontrast zwischen dem 3m5-Hauptstern und dem 9m2-Begleiter. Der PW beträgt etwa 240°. Es handelt sich um ein optisches Paar.

Theta Eridani (Ds) (Eri) 8,3"

= Dun 9 (D 9). Ein wunderschöner Doppelstern - vielleicht einer der schönsten am Südhimmel! Bei 34x gelingt die Trennung knapp. Bei 66x erscheint der Hauptstern weiß-gelb, während der Begleiter blau-weiß leuchtet. Die am Fernrohr auf 1mag geschätzte Helligkeitsdifferenz bestätigt ein Blick auf die Helligkeiten - Hauptstern (3m2) und Begleiter (4m3). Der PW beträgt visuell rund 120°.

f Eridani (Ds) (Eri) 8,2"

= Dun 16 (D 16) + Piazzi 2 (Pz 2). Ein netter Doppelstern! Bei 34x gelingt die Trennung knapp, wobei sich etwa eine 3/4 Magnitude Helligkeitsdifferenz zeigt. Der PW beträgt geschätzt 240°. Beiden Komponenten erscheinen blauweiß.

Der Himmel war zwar noch klar, und die Morgendämmerung noch nicht in Sicht, aber die Müdigkeit setzte dieser gemütlichen Session dann doch ein Ende. Als Fazit kann ich nur sagen, das es sich auf jeden Fall lohnt ein kleines Fernrohr mit in den Urlaub zu nehmen. Schon mit 2,5" lassen sich hunderte Nebel und Doppelsterne am Südhimmel beobachten!

Clear Skies
Matthias


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