Beobachtungsnacht vom 5.9.2002

Instrumentarium: - 8" f/6 Meade Starfinder mit 40mm, 25mm,12,4mm und  6,4mm Okularen + UHC-Filter
                                 
Beobachtungsort:
Land Brandenburg auf 52,4° n.B.

Beobachter: Matthias Juchert, Karl-Heinz Baller

Bedingungen: Da ich heute nur 400m Luftlinie von daheim entfernt spechtelte (also gerade noch innerorts), kam die Grenzgröße im Zenit "nur" auf 6m0-Himmel. Ich hatte gut geplant mit der Beobachtung von Horizontobjekten an den letzten Tagen - mittlerweile hat die lange Trockenheit duetlichen Dunst am Horizont angesammelt, und die Milchstraße war erst ab der Schildwolke gut erkennbar, und wirklich detailreich erst im Zenit, aber nie so hell und deutlich wie am sonstigen Beobachtungsplatz. Störende Straßenlampen wurden recht gut durch Bäume abgeschirmt. Sicher keine idealen Bedingungen aber ausreichend für einen kleinen Spechtelausflug. Zudem war es viel trockener und wärmer als auf der angestammten Wiese.


Beobachtung:

Zeit: 22.00 Uhr - 00.00 Uhr

Nachdem ich mit meinem Bekannten noch etwas über die Teleskope die schon in seinem Garten Platz gefunden hatten (10" Zeiss mit Nachführung!) philosophiert hatten, ging es sogleich an einige Schauobjekte. Der Hantelnebel M27 war brilliant zu erkennen - noch besser mit UHC. Die Ohren waren deutlich. Nachdem sich Karl-Heinz an die Sehtechnik gewöhnt hatte, konnten wir zu einem etwas schwierigeren Objekt schwenken. Der Nordamerikanebel NGC 7000 war ohne Filter schon ziemlich deutlich zu erkennen bei 50x. Mit UHC war der Eindruck des hellen "Mexikonebels" im Kontrast zum dunklen Golf von Mexiko, sehr hervorstechend - besonders schon bei 30x zu erkennen. Zum Abschluss stellte ich mit 98x und UHC noch den Ringnebel in der Leier M57 ein, der sich auch schon als mittelkleiner Ring erkennen ließ. Ein schöner Abschluss für meinen Bekannten der, müde vom Tag, sich doch sehr bald zur Ruhe begeben wollte. Ich machte auf dem Parkplatz vor seinem Haus noch weiter.

Das Projekt Sagitta - Part II

Obwohl ich dieses Sternbild bisher nicht unbedingt vernachlässigt hatte, bot es noch eine reiche Anzahl ungesehener, und eben so viele Gesehene aber schöne und lohnende Objekte. Schon letztes Jahr (Projekt Sagitta - Part I) hatte ich mich, damals nochmit dem 3"er - mal durch einige Objekte geschlängelt, wobei ich aber auf mehr Fragen als Antworten gestossen war. :)

Los ging es nun dort, wo meine vorgestrige Beobachtung endete....

M 71 (NGC 6838) (Gc) (Sge) 8,3mag

Sehr einfach aufzusuchen, zeigt sich der Haufen schon bei 50x deutlich aufgelöst. Bei 98x freilich bis tief ins Zentrum, wobei jedoch ein erkennbarer Restnebel verblieb. Ich genoss diesen glitzernden Diamanten einige Minuten.

Harvard 20 (Oc) (Sge) 7,7mag

Bei 50x einfach im Gesichtsfeld mit M 71. Ziemlich unauffällig. Etwa 20 Sterne stehen in einem lockeren elongierten Haufen - von der Helligkeit her sind bei 98x alle bestens zu überblicken. Ich vermutete eventuell einen schwachen Nebel unaufgelöster Sterne.

NGC 6839 (Ast) (Sge)

Noch Haarscharf zusammen mit M 71 im Gesichtsfeld, daß damit bei 50x etwa 55' betragen dürfte. Östlich eines recht hellen Sternes war schon bei dieser Vergrößerung eine kleine Sternkette zu erkennen. Bei 98x wurde daraus ein kleiner Bogen, in dem ich 14 Sterne zählen konnte.

Sh2-84 (Neb) (Sge)

Hmm. Mit UHC scheint da bei 50x deutlich etwas um 2 helle Sterne zu nebeln. Die Abschätzungen bleiben vage, aber etwas Nebulösität war eindeutig auszumachen.

Roslund 3 (Oc) (Sge)

Sehr nett. Schemenhaft bei 50x beobachtbar. 98x löst den Haufen immer noch nicht auf. Da mussten schon 190x ran! Hier zeigt sich der Haufen deutlich zweigeteilt. Zwischen den beiden Grüppchen befinden sich 2 hellere Sterne. Westlich befindet sich ein deutliches Grüppchen von 4-5 schwachen Sternchen. Östlich sind 6-7 Sterne zu erkennen - per indirekter Sicht scheint sich hier zu einem Punkt hin der Haufen zu konzentrieren.

Auf dem Weg zum nächsten Objekt stolpere ich noch über den Doppelstern Theta Sagitta

Theta Sge - Struve 2637 (Ds) (Sge) *11,4"

Ein sehr schönes Exemplar. Gut getrennt bei 50x. Die Komponenten bestechen durch einen deutlichen Helligkeitskontrast und zeigen sogar unterschiedliche Farben. Für die anderen Komponeneten des Struve-Doppelsternes wurden weiter entfernt stehende Sterne hinzu genommen.

NGC 6873  - Struve 2631? (Ds) (Sge) *4,6"

Bei 50x entdecke ich sofort in der Region ein Sternknötchen, das ich bei 190x in ein Doppelsternpaar auflösen kann. Hier ist der Abstand schon ziemlich großzügig. Die Beobachtungen weisen auf den Doppelstern Struve 2631 hin.

NGC 6886 (Pn) (Sge) 12,5mag

Dies ist ein exzellentes Objekt für den UHC-Filter!!! Man kann ihn wunderbar bei 50x mit dem Filter herausblinken - also den Filter zwischen Auge und Okular schieben und dann wieder wegziehen. Er erscheint nach Lokalisierung schon ohne Filter als recht helles Sternchen. Bei 98x kann ich dann mit UHC eine deutliche Nebelhaftigkeit des Objektes erkennen, wobei diese sich nur knapp über dem Durchmesser des Airyscheibchens hält.

NGC 6905 (Pn) (Sge) 12,0mag

Wirkt deutlich heller als 12,0mag! Ohne Filter deutlich und unregelmäßig. Recht  großes helles Objekt! Nach Süden hin sind einige schwache Sterne bei 98x zu erkennen, die fast in den Nebel übergehen zu scheinen. Im Norden befindet sich dicht bei ihm ein heller Stern, im Nordosten ein weiterer etwas schwächerer. Mit UHC verändert sich das Objekt. Es wird fast kreisrund, und sehr hell! Die Unregelmäßigkeiten im Nebel wurden wohl durch schwache Sterne vorgetäuscht. Ein schönes Objekt.

NGC 6879 (Pn) (Sge) 11,0mag

Bei 98x ohne Filter relativ schwach und nur stellar. Nur mit Filter per UHC-Blinking zu finden.

Dann noch zwei unsichere Objekte die ich nicht richtig beobachten konnte.

NGC 6892 (Ast) (Sge)

Bei keiner Vergrößerung mit und ohne Filter auch nur ein Ansatz eines Haufens zu erkennen. Steve Coe verweist auf eine schwache Sterngruppe in der Nähe. Dieses Objekt ist wohl nicht sicher identifizierbar und wohl nichtexistent.

Nach dem Nebel IC 4997 hab ich lange vergebens gesucht. Erst später habe ich erfahren, das er wie ein 10,5mag Stern aussieht bei nur 2" Durchmesser- So hab ich ihn wohl unbewusst wahrgenommen.

Dann musste ich dem langen tag Tribut zollen, und meine Augen wollten schon zufallen. So begab ich mich dann hochzufrieden auf die Heimreise. Es macht Spass, sich mit einem kleinen Sternbild intensiv zu beschäftigen. Das ist mein Fazit für diese Nacht - und vielleicht, daß ich ja zum Beobachten auch gleich fast vor der Haustür bleiben könnte - das hat mich schon überrascht. Und ist auch viel bequemer! ;)

Clear Skies
Matthias


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