Der Merkurtransit am 7.5.2003!

Instrumentarium: -  63/840mm Zeiss Refraktor, 120/1000mm Refraktor, Logitech Quickcam Pro 3000

Beobachter: - Matthias Juchert, Michael Reinke
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Land Brandenburg auf 52,3° n.B.


Zeit: 05.30 Uhr - 13.00 Uhr

Bereits in der Morgendämmerung war ich mit meinem Beobachtungskollegen Michael Reinke zum Beobachtungsplatz aufgebrochen. Ausgesucht wurde mein angestammter Feldweg im nördlichen Hohen Fläming, der freie Sicht in alle Richtungen bot. Leider war die Kaltfront, die in der Nacht für etwas Regen gesorgt hatte, noch nicht vollständig abgezogen, so das wir sowohl den Sonnenaufgang, als auch den Beginn des Transits gegen 7.11 Uhr versäumten. Zeit zum ausruhen, und um die Geräte noch einmal zu überprüfen. Zwar schien phasenweise, die Altostratus-Bewölkung aufzureißen, jedoch war die Sonnenscheibe nicht einmal ansatzweise zu erkennen. 

"Totale Sonnenfinsternis" in Brandenburg dank dicker Wolken gegen 8 Uhr MESZ

Kein Grund zur Panik - die Wettervorhersage im Autoradio ließ auf Gutes hoffen, und gegen 9 Uhr riss im Nordwesten die Wolkendecke dann doch auf.

Die ersten Blicke auf die Sonne und Merkur

Es war genau 9.16 Uhr, da bescherte uns eine kleine Wolkenlücke die ersten unvergesslichen Eindrücke. Merkur war bereits bei 21x als deutliches pechschwarzes Scheibchen vor der Sonnenscheibe zu erkennen. Mein erste Gedanke war: "Wow, ist der groß!". Aber wenn man sich dann doch zum Vergleich die riesige Sonnenscheibe betrachtet, und dazu noch bedenkt, das Merkur im Mittel 58 Millionen Kilometer vor der Sonne steht (also weniger als 100 Millionen Kilometer von der Erde entfernt stand), werden die Dimensionen im Sonnensystem plötzlich klar. Weiterhin war noch ein recht großer Sonnenfleck, etwa zentrisch auf der Sonne zu erkennen, wie folgendes Bild sehr schön zeigt:

Merkurtransit von Serina Filler fotografiert

^ Diese schöne Aufnahme gelang Serina Filler aus Kärnten/Österreich, die mit ihrem 8" SCT den Transit  am wolkenlosen Kärntner Himmel verfolgen konnte. © by Serina Filler 

Die Wolken verschwinden - die Beobachtung beginnt 

Nach einigen kurzen Wolkenunterbrechungen klarte es dann vollständig auf - nur einige schneeweiße Federwolken verzierten noch den tiefblauen Himmel. Ich beobachtete zunächst bei 21x und 34x das Schauspiel, bevor ich auch einmal 84x und 210x probierte. Merkur wirkte tatsächlich extrem scharf definiert - fast wie ein ausgestanztes Loch in Sonnenoberfläche. Auch bei hoher Vergrößerung wirkte das Scheibchen nicht oval. Besonders interessant war ein Vergleich des großen Sonnenflecks mit dem Merkurscheibchen. Merkur erschien etwas größer als breiteste Stelle der länglichen Umbra des Fleckes, und sogar noch etwas dunkler, während die Penumbra die Dimension des Merkurscheibchens bei weitem Übertraf! Endlich gelangen auch uns einige Aufnahmen. Michael Während ich das ganze visuell am 2,5" Zeiss Refraktor genoss, und hin und wieder einige Webcam-Aufnahmen machte, fotografierte Michael mit seiner Digicam und einer Spiegelreflexkamera an seinem 4,7" Refraktor. Hier eine seiner Aufnahmen:

Merkur von Michael "Moonblink.de" Reinke

 

Aufnahme des Transits mit einem 4,7" Refraktor und einer Minolta Digital-Kamera - © by Michael Reinke

Ich hatte probiert, die Bewegung des Merkurscheibchens direkt zu verfolgen, was jedoch nicht gelang. Jedoch war die Wanderung sehr auffällig, wenn man nach einer kurzen Pause wieder ans Okular zurückkehrte. Hier nun ein Komposit der beiden Übersichtsaufnahmen, das die Bewegungsrichtung innerhalb von 1-2 Stunden schön erkennen lässt.

Bewegung vor der Sonne innerhalb 1 Stunde

Die Bewegung von Merkur vor der Sonne als Komposit

 

Man konnte dank der Dauer des Ereignisses sehr entspannt beobachten. Ich fand sogar Zeit, die Sonnenflecken zu zeichnen, um später auch einen genauen Vergleich mit der Merkurscheibe zu haben. Besonders am Vormittag waren die Bedingungen und das Seeing recht vernünftig - bei 34x war schon die Granulation der Sonnenscheibe zu erkennen. So gelang mir gegen 10.26 auch mit dem 2,5"er eine gute Merkuraufnahme:

Merkur um 10.26 MESZ mit dem 63mm Refraktor und einer Logitech Webcam - © Matthias Juchert

 

Doch je mehr die Sonne den Boden erhitzte, um so unruhiger wurde die Luft. Zur Mittagszeit war die Luftverwirbelung am Boden selbst mit bloßem Augen sehr auffällig, und die Bilder im Teleskop wurden häufiger durch Turbulenzen gestört. Auch der Wind frischte merklich auf, und rüttelte kräftig am zum Glück recht stabilen Zeiss-Holzstativ. Hin und wieder kamen auch ein paar Menschen mit verwundertem Blick vorbei. Ein älterer Herr wagte auch den Blick durchs Okular, und er erkannte das Scheibchen sofort - sicherlich ein schönes Erlebnis für ihn.

Der Höhepunkt des Transits - der 3. Kontakt 

Nach 12 Uhr kam dann doch noch mal etwas Aufregung ins Spiel. Der für 12.28 Uhr angekündigte 3. Kontakt des Merkurscheibchens stand bevor. Ich genoss noch einmal die Fleckenlandschaft auf der Sonne - besonders im Südwesten boten sich schöne Anblicke, wobei eine größere Fleckengruppe langsam am Sonnenrand verschwand. Man konnte herrliche helle und dunkle Strukturen in den Flecken und um sie herum wahrnehmen. Dann aber galt mein Blick allein dem Merkurscheiben. Voller Anspannung saßen wir vor den Okularen - leider gab der Akku meines Laptops pünktlich den Geist auf, so das ich diese Momente nicht festhalten konnte. Aber visuell ist der Erlebnis sowieso viel intensiver. Das hatte ich schon bei der Saturnbedeckung 2001 erlebt, die ich leider nur per Webcam am Monitor verfolgen konnte - das war heute anders. Michael hat aber mit der Digicam einige Aufnahmen gemacht.

Dann war der Moment des 3. Kontakts gekommen - so intensiv ich bei 84x auch schaute - ich konnte keine ungewöhnlichen optischen Phänomene (z.B. schwarzer Tropfen usw.) wahrnehmen. Das schwarze Scheibchen zog ganz gleichmäßig über den Rand hinweg, wobei ich den genauen Kontakt aufgrund der Luftunruhe nicht bestimmen konnte. 

Merkur nach dem 3. Kontakt gegen 12.29 Uhr bei "Mittags-Seeing" - © by Michael Reinke

Der 4.te Kontakt war noch schwieriger - es gab eine Zeit von 10-20sec, wo ich mir nicht sicher war, ob Merkur noch vor der Sonne zu erkennen war, oder es sich doch nur um eine Seeing-Delle handelte. Gegen 12.32 Uhr war ich mir dann sicher, das Merkur verschwunden war, und die Sonnenscheibe schlagartig um eine Attraktion ärmer war.

Fazit: Das lange warten hat sich auf jeden Fall gelohnt. Es war ein optisch äußerst prickelndes Erlebnis, Merkur direkt in unterer Konjunktion zu beobachten. Das nächste Ereignisse dieser Art wird übrigens schon im nächsten Jahr noch spektakulärer stattfinden, wenn Venus die Sonnenscheibe als 1' große dunkele Scheibe verziert! Der Merkurdurchgang war vielleicht auch so etwas wie die gelungene Generalprobe. Der nächste Merkurdurchgang für Mitteleuropa sichtbare Merkurtransit findet übrigens erst wieder am 9.5.2016 statt!

Clear Skies

Matthias Juchert


Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de