Beobachtungsnacht vom 8.1.2003

Instrumentarium: - 8" f/6 Meade Starfinder mit 40mm, 25mm,12,4mm und  6,4mm Okularen + UHC-Filter
                                 
Beobachtungsort:
Land Brandenburg auf 52°19' n.B. - 50m über Meereshöhe

Bedingungen: Es war eine von den wenigen guten Nächten im Jahr, die mit fast perfekte Bedingungen aufwarteten, und ich konnte mich glücklich schätzen, genau diese Nacht zum Beobachten auserkoren zu haben. Die Transparenz war außerordentlich gut, und obwohl der 6 Tage alte Mond erst um 22.30h unterging konnte ich die Grenzgröße im Zenit schon zu 6m3 bestimmen. Die Luft war so klar, das sie das Mondlicht kaum streute. Später waren es sogar 6m7 im Zenit! Leider war die Horizontsicht erst im Verlauf der Beobachtung besser - ab etwa -30° Deklination zeigte sich erkennbarer, für Hochdrucklagen aber typischer Dunst, der nicht weiter störte. Das Beobachtungserlebnis wurde durch die umgebende Schneedecke noch gesteigert, auch wenn einem die Nacht so nicht ganz so dunkel vor kam. Einmalig waren auch die Temperaturen für die ich mir extra ein kleines Termometer aufs Feld mitgenommen hatte - bei Beobachtungsbeginn hatte es -17°C, bei den letzten Objekten waren es schon unglaubliche -20°C!! Wenn es nicht fast windstill gewesen wäre, dann wäre wohl keine Beobachtung möglich gewesen.


Beobachtung:

Zeit: 21.15 Uhr - 0.00 Uhr

Kaum auf dem Feld angekommen, gönnte ich mir erst mal diesen unglaublichen Anblick der Mondsichel, die nur die unmittelbare Umgebung erhellte - der Rest des Himmels schien sehr dunkel und die Milchstraße war sehr deutlich zu sehen. Die Mondsichel hatte ich am frühen Abend noch mit dem 2,5" Zeiss Refraktor und der Webcam fotografiert.

 

Einmal tief durchatmen in der eisigen Luft, und dann ging es ganz schnell ans aufbauen. Der erste Teil meines Beobachtungsprogramms wartete im Eridanus - es ging um die südlichen Galaxien NGC 1531, 1532 und 1537, die ich möglichst noch bei ihrer Kulmination erwischen wollte. Sie stehen sehr tief mit unter -30° Dekl. - aber besonders NGC 1532 hinterlässt auf Fotografien einen sensationellen Eindruck! So pirschte ich mich über Upsilon 1 und Upsilon 2 Eridani an das Zielgebiet heran, stellte aber sehr schnell fest, das mir die Sterne ausgingen. Die Horizontsicht war nicht gut genug. Immerhin konnte ich noch die beiden hellen Sterne 43 und 45 Eridani mitnehmen, und die stehen ja auch schon bei -34° Deklination - nur 3,5° über dem theoretischen Horizont.

 

Eisige Hasenjagd

Nach diesem kurzen Ausflug besann ich mich auf das Hauptthema des Abends - das Sternbild Lepus (Hase) zu Füssen des mächtigen Orion. Vermeintlich ist diese Region nicht sonderlich interessant, aber schon William Herschel fand in der Konstellation 12 Nebel. Heute hatte ich die seltene Chance, mich genüsslich und ausgiebig in diesem Sternbild auszutoben. Ich sah die recht auffällige Konstellation mit 8 hellen Sternen an diesem Abend auf- und untergehen!

NGC 1744 (Gx) (Lep) 11,1mag

Ziemlich tiefstehend - der Mond stand ebenfalls noch am Himmel! Erst nach längerer Beobachtungszeit wird mit 98x und Tubusbewegung  ein schwacher Nebel sichtbar. Er zeigte sich ziemlich groß, 3:1 elongiert und nur mit sehr schwachem Zentrum. Eine echte Herrausforderung.

NGC 1964 (Gx) (Lep) 10,8mag

Die am einfachsten zu beobachtende Galaxie im Lepus. Bei 50x schon zu sehen aber nicht sonderlich auffällig. Bei 98x dann eindeutiger zu erkennen. Das Objekt befindet sich in schönem Sternfeld, wobei die relativ hellen Sterne die Wahrnehmung stören. Ich konnte den Zentralteil der Galaxie auf einer Länge von 3' und einer Breite von 1' wahrnehmen - die schwächeren Spiralarme des äußeren Halos, konnte ich jedoch nicht wahrnehmen. Herschel sah in dem Objekt sogar einen planetarischen Nebel!

NGC 1979 (Gx) (Lep) 11,8mag

Sehr schwach sichtbare Galaxie bei 98x Vergrößerung. Nur mit Anstrengung bei indirektem Sehen zu erfassen. Steht nahe einem 12mag-Stern und zeigt sich als leicht ovaler Lichthauch.

M 79 (NGC 1979) (Gc) (Lep) 8,4mag

Hell und mittelgroß. Auch bei 98x und intensiver Beobachtung nicht auflösbar. Aber der körnige Eindruck war deutlich. Immerhin konnte ich heute ein nettes Detail erkennen - einen 12mag-Stern in nur 1,5' Entfernung nördlich vom Kern, der auf dem DSS-Foto völlig im Sternengewimmel untergeht, visuell aber einen netten Akzent bot.

*Beobachten im Lepus macht Spass! Die Wege von den hellen Sternen sind nie weit, und das Objekt steht weit über meiner üblichen Horizont-Beobachtungshöhe :-) Jetzt verabschiedete sich auch der Mond und der Himmel war einfach atemberaubend!*

NGC 1886 (Gx) (Lep) 12,8mag

Sehr schwieriges Objekt in schönem Sternfeld. Bei 98x mit indirektem Sehen und Tubusbewegung blinkt manchmal ein schwaches Nebelchen auf - wirkt etwas oval. Aber sehr schwierig zu halten!

NGC 2073 (Gx) (Lep) 12,4mag

Noch so ein extrem dunkles Nebelchen - fast noch schwieriger als NGC 1886. Es fällt schwer, bei dieser Kälte ruhig vor dem Okular zu stehen, aber bei 98x und ind. Sicht war zumindest Blickweise kleines, leicht längliches Nebelchen zu sehen.

NGC 2106 (Gx) (Lep) 12,1mag

Eines von J. Herschels am Kap entdeckten Objekten. Per indirekter Sicht ziemlich schwach aber doch noch gut erkennbar. Ein kleines längliches Nebelchen.

NGC 2139 (Gx) (Lep) 11,6mag

Recht schön zwischen 2 Sternen gelegen. Etwas länglich und bei 98x recht hell erkennbar. Nach einiger Zeit sogar knapp direkt erkennbar. Allerdings zeigte der Nebel visuell kein ausgeprägtes Zentrum.

NGC 2196 (Gx) (Lep) 11,0mag

Sehr schwach aber eindeutig bei 50x sichtbar. Wirkt rundlich wie ein kleiner diffuser Komet. Leichte zentrale Aufhellung erkennbar.

*Nun hatte ich den Hasen von West nach Ost auf voller Länge im südlichen Teil durchquert und traf nun im Canis Major ein, was sich aufgrund der Milchstraßennähe vor allem durch die recht kräftige Zunahme der Sternanzahl bemerkbar machte.*

NGC 2207 (Gx) (CMa) 10,8mag

Die CdC-Helligkeit täuscht etwas über die Schwierigkeit des Objektes hinweg. Burnham gibt z.B. nur noch 12,3mag Helligkeit an. Ich fand das Objekt bei 98x sehr schwierig. Nur mit allergrößter Konzentration war mit indirekter Sicht ein länglicher größerer Nebel zu erhaschen. Relativ geringe Flächenhelligkeit.

NGC 2204 (Oc) (CMa) 8,6mag

Bei 50x ziemlich merkwürdiges Objekt. Erweckt überhaupt keinen Haufeneindruck. Erst nach einiger Beobachtung bei 50x trauen sich einige verstreute schwache Sterne hervor. Nach abzählen des etwa 15' großen Feldes bin ich nur auf 15-20 Sterne unterschiedlichster Helligkeit gekommen. Erst das DSS-Bild löst das Rätsel und zeigt einen großen Haufen sehr schwacher Sterne - die meisten ab der 14ten Größe.

NGC 2211 (Gx) (CMa) 12,7mag

Nicht schwierig - bei 98x und indirektem Sehen als relativ schwacher ovaler Nebel zu erkennen. Relativ kleines Objekt.

NGC 2212 (Gx) (CMa) 13,4mag

In der Gegenwart von NGC 2211 nur einmal vermutet, aber nicht sicher gesehen.

 

Überraschender Besuch

*Dann ging es mal wieder ins Auto zum aufwärmen. Es war eine tolle Nacht und ich hatte noch Energie für ein paar Objekte. Aber vorher bot sich mir noch ein besonderes Schauspiel. Etwas in Gedanken durch die teils vereiste Windschutzscheibe schauend, fiel mein Blick auf einen kleinen Stern am Osthimmel. Plötzlich bewegte sich das Ding, wurde heller, und übertraf Jupiter. Es steigerte die Helligkeit enorm auf mindestens -8mag und tauchte die Umgebung in ein diffuses Licht. Kurzzeitig verlosch es, um in einem letzten blauen aufblitzen zu verlöschen, und als schwächer werdende Spur im dunkeln der Nacht zu verschwinden! Ich hatte eine Feuerkugel noch nie vom Beginn an verfolgt. Beeindruckend!

NGC 2017 (Oc) (Lep)

Dies ist eines der interessantesten Objekte im Hasen. Das Objekt wird auch als Mehrfachstern h 3780 geführt. Bei 50x waren die auch mit dem 2,5" erkennbaren 4 hellen Komponenten sichtbar. Bei 98x waren dann weitere 2 relativ schwache Sterne erkennbar, die aufgrund des nahen hellen Hauptsternes, erst mit indirektem Sehen auffällig wurden. Eine schöne Abwechselung.

IC 418 (Pn) (Lep) 10,7mag

Extrem heller planetarischer Nebel! "Nebelt" bei geringer Vergrößerung von 50x und direktem fixieren deutlich. Ich fand die Färbung deutlich bläulich. Bei 190x zeigte sich eine kleine Scheibe, vielleicht doppelt so groß wie die sauber fokusierten Sterne. Leider habe ich nicht auf den mit 10mag sehr hellen Zentralstern geachtet. Mir fiel jedenfalls kein Stern im sehr hellen Nebel auf.

NGC 1888 (Gx) (Lep) 11,9mag

Recht hell und deutlich bei 98x zu sehen. Ein oval-elliptischer Nebel mit schwachem, aber erkennbarem Zentrum. Insgesamt recht groß.

NGC 1784 (Gx) (Lep) 11,7mag

Sehr schwache Galaxie - mit 50x nur per indirektem Sehen als größerer Lichthauch zu erkennen. Hier zeigte sich auch keine zentrale Aufhellung - ein typisches Objekt vom Typ Low-Surface-Brigthness.

*Dann war mir wirklich kalt! Immerhin hatte sich die Styropormatte unter meinen Füssen positiv bemerkbar gemacht, genauso wie die Handwärmer, die auch gleich noch die Okulare taufrei hielten. Eine letzte Runde durch die Schauobjekte des Winterhimmels ließ ich mir aber nicht nehmen. M41, der sogar mit bloßem Auge sichtbar war erschien wunderbar aufgelöst, M42 war einfach unbeschreiblich, sogar die schwachen Reflexionsnebel NGC 1973 und NGC 1975/7 waren deutlich erkennbar. NGC 2024 zeigte vom zentralen Dunkelstreifen deutlich 2 markante zu beiden Seiten abgehende Äste und auch der nahe NGC 2023 war sehr deutlich als Nebel um einen hellen Stern zu erkennen. Zum Abschluss dann M35 und NGC 2158 - ersterer hell mit bloßem Auge. Und der Anblick bei 50x war einfach unbeschreiblich - der helle und vor Sternen sprudelnde M35 neben dem, scheinbar aus Sternenstaub bestehenden NGC 2158, der gerade an der Auflösungsgrenze lag.

Klar, das man nach solch einer tollen Nacht regelrecht Luftsprünge macht. Die vielen schlechten Wochen der letzten Zeit waren einfach vergessen. Das hat solchen Spass gemacht, das ich die -20°C überhaupt nicht gemerkt hab. Es ist vielleicht schon ganz gut, wenn es nicht immer regelmäßig gutes Wetter hat - so lernt man vielleicht die schönen Nächte viel mehr zu schätzen.

Clear Skies
Matthias


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