Der Venustransit am 8.6.2004

Instrumentarium: -  (fast) alles vom 10x50 Fernglas bis zum riesigen 1,07m Dobson, Beobachtungen sowohl im Weißlicht und H-Alpha

Beobachter: - Martin Dietrich, Erhard Hänßgen, Ralf Hofner, Matthias Juchert, Martin Schoenball und andere 
                                 
Beobachtungsort:
Plessa/südliches Brandenburg


Zeit: 06.30 Uhr - 14.00 Uhr

Am 8.6 fand das astronomische Großereignis des Jahres statt - an diesem Morgen sollte sich die Venus als dunkle Scheibe vor der Sonne bemerkbar machen. Untere Konjunktion mal anders! Nachdem wir uns nach nur knapp 3 Stunden Schlaf (am Vorabend wurde noch beobachtet), aus dem Bett gequält hatten, lachte schon die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel. Ideale Bedingungen für die Beobachtung! Schnell wurden noch die letzten Ausrüstungsgegenstände aufgebaut - bald war der Moment gekommen...



Aufbau der Teleskope am Morgen

Der 1. und 2. Kontakt

Der Beginn des Ereignisses wurde von allen Beobachtern visuell verfolgt. Nachdem die Venus etwa zur Hälfte eingetreten war, konnte man bereits die erste erstaunliche Beobachtung machen. Mit zunehmender Öffnung war ein schwacher Lichtring um die Venus immer deutlicher auszumachen - die Venusatmosphäre! Auch hatte ich den Eindruck, in diesen Momenten die gesamte Venusscheibe als leichte Verfärbung des Himmelshintergrundes wahrzunehmen, was sogar noch etwas auffälliger war, als die matt glimmende Atmosphäre. 

Nur kurz nach dieser Beobachtung stand schon der nächste Höhepunkt an - werden wir das Phänomen des "schwarzen Tropfens" wahrnehmen können? Ich beobachtete am 2,5" Refraktor, und könnte das Phänomen visuell wahrnehmen, auch wenn es nicht so spektakulär war, wie erhofft. Schnell war klar, daß es sich um ein rein visuelles Phänomen handeln muss. Zunächst nahm ich einen kleinen Balken zwischen Venus und Sonnenrand war - vergleichbar mit einer kleinen Eindellung des Sonnenrandes. Dann im Moment des Ablösens, war kurzzeitig ein kleiner, sich leicht in die Länge ziehender Schatten wahrnehmbar. Es war wirklich nur ein Schatten, der niemals auch nur ansatzweise die Dunkelheit der Venus erreichte. Insgesamt dauerte das Phänomen etwa 10sec. Gute Fotos haben inzwischen bewiesen, das es sich nicht um einen Effekt der Venusatmosphäre handelt, sondern eher um eine optische Täuschung die ihre Ursache in einer Mischung aus Beugungs- und Kontrasteffekten hat. Nebenher - beim Eintritt der Venus konnten wir im H-Alpha-Licht noch eine wunderschöne Protuberanz beobachten!



Ein Hauch von Atmosphäre beim Eintritt - fotografiert durch das 25mm-Okular des 2,5" Zeiss Refraktors

einige der visuellen Phänomene am 2,5" - nur Abb. 4 ist eine reell (= Venusatmosphäre am 42" gezeichnet) 

5 Stunden lang im Bann der Venus

Dann war genügend Zeit, ausgiebig zu beobachten, Aufnahmen zu machen, oder einfach gemütlich zu plaudern. Fotografiert wurde sowohl auf Negativ/Diafilm als auch mit den CCD-Chips der vorhandenen Webcams, Camcorder und Digitalkameras. Natürlich war die Beobachtung an Ehrhard Hänßgens 42"-Dobson ein absolutes Highlight. Je höher die Sonne stieg, um so mehr näherte man sich auch dem oberen Ende der 5m-Leiter.

Der Aufstieg zum Okular des 1,07m-Spiegels lohnte - man sah die Venusscheibe spektakulär vor der Granulation schweben.

Venus erschien, schon wie Merkur im Vorjahr wie mit dem Locher ausgestanzt. Ein nahezu perfekter Kreis ohne diffuse Ränder. Die Atmosphäre machte sich also nur beim Ein- und Austritt bemerkbar.

Die schwarze Scheibe der Venus vor der Sonne gegen 8.08 Uhr MESZ

Mit dem 150mm-Refraktor + 140mm Coronado-Filter war die Sonne auch im H-Alpha-Gewand zu bewundern. Leider herrschte nach der Eruption des Morgens verhältnismäßige Ruhe.

H-Alpha Übersichtsaufnahme um 8.45 Uhr MESZ

Besonders spannend war es, die Venus mit dem bloßen Auge und einem Sonnenfilter zu beobachten. Ohne weiteres konnte man die kleine schwarze Scheibe vor der Sonne wahrnehmen. Ich hatte sogar das Gefühl, ich hätte sich auch bei halber Größe noch gut als Scheibe identifizieren können. Trotzdem durfte es wohl extrem schwierig sein, eine schmale Venussichel am Abendhimmel aufzulösen, da dort einfach nicht der harte Kontrast vorhanden ist.

Hier noch einige stimmungsvolle Aufnahmen des Vormittags:

Prächtiger Anblick im großen 42" um 9.42 Uhr MESZ - Ausschnitt aus einer unbearbeiteten Einzelaufnahme mit der Pentax Optio 555

 

 

Übersichtsaufnahme um 9.49 Uhr MESZ an einem 90mm-Refraktor

 

 H-Alpha Aufnahme mit einem 6" Refraktor + 140mm Coronado Filter und einer Logitech Quickcam Pro  - 11.00 Uhr MESZ

 Spektakuläre Aufnahme mit einem Camcorder am 6" Mak-Newton - © by Ralf Hofner

Abschied

Gegen Ende des Transits kamen dann doch einige Quellwolken auf, die den ansonsten immer noch blauen Himmel trübten, und leider auch den 3. Kontakt verdeckten. Jetzt wurde es noch einmal ganz intensiv beobachtet. Besonders der Eindruck der Venusatmosphäre am 42" (siehe Zeichnung oben) wird mir in Erinnerung bleiben. Nachdem der Lichtring unsymmetrisch in 2 Teile zerbrochen war, zeigten sich die zwei extrem schmale Sichelspitzen. Das war wirklich wunderschön!

Kurz nach dem dritten Kontakt

Ich glaube, letztlich hatte jeder das Gefühl, mehr von der Beobachtung des Transits mitgenommen zu haben, als einen Sonnenbrand. :-) Wir sollten einfach dankbar für die Möglichkeit sein, so ein seltenes Ereignis bei so guten Bedingungen und mit so guter technischer Ausstattung verfolgen zu können. Dafür sind vor einigen Jahrhunderten immerhin ganze Weltumsegelungen initiiert worden! Es bleibt sicher ein unvergessliches Erlebnis.

Clear Skies
Matthias


* Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de