Plantenbeobachtung mit kleinen Instrumenten
Jeder Astronomiebegeisterte hat sie sich schon einmal angesehen, und auf jeder Astroführung sind sie das Highlight. Die Planeten!
Die Planeten sind unsere direkten Nachbarn, und sind daher natürlich recht beliebte Beobachtungsobjekte für den Einsteig in die Astronomie. Auch mit einem kleinen Teleskop kann man hier schon erstaunliches beobachten. Allerdings beginnt und endet mit den Planeten auch so manche flüchtige astronomische Leidenschaft. Denn eines ist sicher: Wer jemals einen unserer Nachbarn durchs Teleskop gesehen hat und sich dann aus dem Sonnensystem hinaus wagt, wird merken das schon das Aufsuchen und Beobachten von z.B. Deep-Sky-Objekten eine ganz andere Herrausforderung darstellt.
Selbst mit einem bescheidenen Fernrohr, kann man bei der Beobachtung von Planeten so einiges erwarten. Es ist z.B. ein leichtes, die Jupitermonde zu sehen.
Merkur:
Merkur im 2,5" Refraktor - aufgenommen mit einer Webcam am 31.10.2001 (c) by Matthias Juchert
Er gilt als eines der schwersten Beobachtungsobjekte. Doch warum, wo er doch bis zu -2mag hell werden kann (in einer oberen Konjunktion!). Die ungünstige Bahn des Merkur ist Ursache für seine Schwierigkeit. Zum einen entfernt er sich selten mehr als 20° von der Sonne, und zum anderen sind Beobachter in nördlichen Breiten durch das Zusammenwirken vieler ungünstiger Umstände (z.B. die Lage der Merkurbahn zur Ekliptik) stark benachteiligt. Generell kann man Merkur von Mitteleuropa nur im Frühjahr am Abend, und im Herbst am Morgen auffinden, da dann die Ekliptik am steilsten in den Himmel ragt. Mir gelang es erstmals im Mai 2001, Merkur mit bloßem Auge am Abendhimmel aufzufinden. Sein horizontnaher Stand schwächt sein Licht aber merklich. Wenn man etwas Erfahrung gewinnt, ist Merkur ein lohnendes Ziel für das bloße Auge, und so konnte ich in im Zeitraum Sommer 2001 bis Sommer 2002 noch bei 4 weiteren Elongationen freisichtig erkennen.
Der Feldstecher leistet gute Dienste bei der Merkursuche. Er hebt sich als helles Pünktchen viel deutlicher aus dem Leuchten der Abenddämmerung heraus. Bei vielen Merkursichtbarkeiten stellt er sogar die einzige Variante der Merkurauffindung dar - für das bloße Auge wäre er dann zu schwach, und das lichtstarke Teleskop hätte ein zu geringes Gesichtfeld um sicher zu navigieren.
Meine erste Beobachtung, bei der mir die Teleskopsicht zur Verfügung stand, förderte bei 80x im 3" Newton ein zu etwa 70% beleuchtetes, nur etwa 6" großes Scheibchen hervor. Im großen und ganzen kann man es mit der Erscheinung eines stecknadelkopfgroßen Eies vergleichen. Auf Grund der Sichtbarkeiten wird man wohl immer ein etwa zur Hälfte beleuchtetes ähnlich winziges Scheibchen vorfinden.
Weitere Beobachtungen gelangen mit dem 2,5" Refraktor mit deutlich besserem Ergebnis. Endlich gelang das Scharfstellen einwandfrei. Mit dem größeren 8" Newton hatte ich Probleme mit dem Seeing, denn Merkur steht ja meist sehr knapp über dem Horizont. Das macht sich bei größeren Instrumenten schneller bemerkbar.
Venus:
Venus mit dem 2,5" Zeiss-Refraktor und einer Webcam (c) by Matthias Juchert
Wenn Sie vom Himmel strahlt, erblasst alles andere in ihrer Helligkeit (bis zu -4,6 Mag.!). Wenn sie glänzend über dem abendlichen Westhorizont steht, ist ihre Schönheit kaum mit Worten zu beschreiben. Ich denke sie ist der schönste Planet für das bloße Auge, gefolgt von Jupiter und Mars. Venus kann schon am tiefblauen Taghimmel erfasst werden, wenn man ihre Position kennt. Wer einmal zur Zeit einer großen Venus-Elongation im Gebirge ist, wird überrascht sein
Kurz vor einer unteren Konjunktion habe ich sogar im Feldstecher eine Sichel, die stark an den Erd-Trabanten kurz nach Neumond erinnert, erblickt.. Das hat schon etwas ehrfurchterregendes an sich!
Bei Halbvenus gelang mir die Identifizierung der Sichel selbst im 3" Newton bei 50x nicht leicht. Je näher sie einer unteren Konjunktion kommt, desto größer, aber auch schmaler wird ihre Sichel - bis auf 1 Bogenminute kann sie anwachsen! Allerdings ist kaum mehr als diese Erscheinung zu sehen. Auch im 8" Newton bietet Venus, wenn sie sich aus dem Glanz der Sonne gelöst hat, erst einmal lange eine monotone Ei-Form. Nur langsam wächst sie auf eine stattliche Größe. Die Details der oberen Wolkenschicht kann man vielleicht mit einem größeren Instrument oder mit Filtern wahrnehmen.
Erde:
Entgegen aller Vermutungen sowohl mit bloßem Augen, im Feldstecher als auch im Teleskop gut zu sehen. ;-)
Mars:
Die rötlich Färbung fällt auf. Visuell bietet der Planet sehr unterschiedliche Erscheinungen. Kurz der Konjunktion fällt er mit seinen 2 mag. überhaupt nicht auf, während er in in günstiger Opposition mit -3 mag sogar den Jupiter übertrumpft. Diese Periheloppositionen finden leider in den südlichen Teilen der Ekliptik statt, wodurch Mars in Mitteleuropa viel seines Glanzes verliert. Zudem lässt der Planet den Beobachter lange warten. Nach einer Konjunktion braucht er viele Monate, um sich überhaupt erst einmal aus dem Sonnenglanz zu lösen und vor Mitternacht aufzugehen. Dafür bleibt er nach einer Opposition noch gut ein 1/2 Jahr lang, am Abendhimmel sichtbar, wobei er immer unscheinbarer wird und schließlich in der hellen Dämmerung verschwindet.
Im Feldstecher sind keinerlei Strukturen zu sehen. Höchstens die Farbe tritt noch deutlicher hervor, da man ihn während einer Opposition als Scheibchen erkennt und nicht als Punkt.
Im Frühjahr 2001 bei einer Größe von 13" zeigten sich mit meinem 2,5"-Refraktor einige Details. Ein Dunkelgebiet bedeckte enorme Flächen der Südhalbkugel, und erstreckt sich schmaler werdend nach Norden. Insgesamt sah die Formation dreieckig aus, also dürfte das die Syrtis Majoris gewesen sein. Die in allen Bücher beschriebenen Polkappen, die als auffälligstes Detail gelten, konnte ich seinerzeit nicht erkennen. Vielleicht herrschte ja auf der uns zugewandten Seite gerade Sommer. Generell gilt aber das Mars der einzige Planet ist, der selbst mit einem 2-Zoll Teleskop bei mind. 70x Oberflächendetails erkennen lässt.
Im Juni 2001 erreichte der Planet eine seiner langerwarteten Oppositionen! Diese fiel jedoch enttäuschend aus, da der Planet sich bei -27° Deklination im südlichsten Teil des Schlangenträgers befand. Um so erstaunlicher, das doch noch recht viele Dunkelstrukturen zu erkennen waren. Manche Nächte erlaubten Vergrößerung um 180x im 2,5"! Die Freude währte jedoch nicht all zu lang, und schon verdeckte ein Staubsturm für mehrere Wochen diese Details.
Selbst kurz vor der Konjunktion 2002 könnte ich mit meinem 8-Zoller bei annähernd 200x Vergrößerung Mars noch als kleine Scheibe erkennen.
Das Wiedersehen mit dem Planeten feierte ich nach seiner Konjunktion übrigens am Morgen des 14.11.2002. Nach langem Aufenthalt am Morgenhimmel wuchs das Scheibchen endlich auf eine stattliche Größe an, um die ersten Details sichtbar zu machen. Im Mai 2003 war mir nach längerer Pause mal wieder ein Blick auf den Planeten vergönnt, und ich konnte zu meiner Begeisterung bei 84x im 2,5" Refraktor auf Anhieb die südliche Polkappe erkennen. Nach einer Einsehphase über mehrere Wochen konnte ich immer mehr Details mit der kleinen Optik wahrnehmen. Hier eine Beispiel-Zeichnung vom 28.6.2003..
Mars am 28.6.2003 im 2,5" bei 190x
Kleinplaneten/Asteroidengürtel:
Hierbei handelt es sich um einen Gürtel von Himmelskörpern, die man vielleicht mit kleinen Planetenmonden, oder Überresten von Planeten vergleichen kann. Von ihnen sind tausende Himmelskörper bekannt, wobei die meisten ihre Bahnen zwischen Mars und Jupiter ziehen. Den größten Durchmesser von allen erreicht noch Ceres mit rund 1000 km. Dann geht es ziemlich schnell bis auf Staubkorngröße abwärts.
Von allen Kleinplaneten ist nur der Kleinplanet Nr. 4 Vesta mit bloßem Auge aufzufinden. Dies ist ein Versuch, den man um ihren Oppositionstermin herum, bei klarstem dunklem Himmel starten kann.
Einige der Kleinplaneten sind sicher mit dem Feldstecher beobachtbar. Dazu zählen unter anderem Ceres (1), Pallas (2) und Vesta (4). Allerdings sind hierfür gute Sternkarten, und vor allem die aktuellen Koordinaten sehr hilfreich.
Mit dem 2,5" Teleskop kann man dann schon sicher 100 Kleinplaneten beobachten, die sich in der Größenordnung bis zur 11. Größenklasse befinden.
Meine bisherigen Sichtungen:
Name + Nr. | Datum | Helligkeit | Instrument | Beschreibung |
Ceres (1) | 26.06.2001 |
7,5 mag |
2,5" - Refraktor | 25mm Okular - sehr niedrig bei -28° Dekl.! Trotzdem sichtbar! |
Pallas (2) | 20.05.2001 |
9,2 mag |
2,5" - Refraktor | 25mm Okular - Vorrüberang am Stern 57 Herculi - gut sichtbar |
Juno (3) | 03.04.2002 |
9,5 mag |
8" - Newton | 25mm Okular - per Starhopping von M67 aus aufgefunden. Einfach und hell. |
Vesta (4) | 18.10.2001 |
7,3 mag |
2,5" - Refraktor | 40mm Okular - in den Hyaden - erkennbar trotz
Nebel!
Vesta mit der Webcam am 1.12.2001 |
Jupiter:
Jupiter mit dem 2,5" Zeiss-Refraktor und einer Webcam (c) by Matthias Juchert
Mit bloßem Auge fällt Jupiter am Himmel immer auf. Schon allein seine Helligkeit von bis zu -2,9 mag bei günstiger Opposition macht ihn zum Blickfang. Er kann im Vergleich zu Venus und Mars wesentlich günstiger beobachtet werden, da er alle 13 Monate seine Oppositionsstellung erreicht und höchstens für 2 - 3 Monate um die Konjunktion herum unbeobachtbar bleibt.
Es ist unwahrscheinlich faszinierend den Planeten im Feldstecher zu beobachten. Nicht nur, daß man ihn schon bei 7-facher Vergrößerung als Scheibchen erkennen kann - nein, vielmehr erscheinen seine vier hellsten Monde nun wie auf einer Perlenschnur aufgereiht neben dem Planeten. Die Monde - zumindest Io und Ganymed - wären hell genug, um sie mit bloßem Auge zu sehen, wenn nicht der viel hellere Planet sie überstrahlen würde und die Vergrößerung notwendig macht.
Im Teleskop ist der Planet eine Offenbarung. In meinem kleinen Kaufhausreflektor haben die Monde schon gehörigen Abstand zum Planeten. Der 2,5"- Refraktor zeigte dann schon bei 35x Vergrößerung die zwei deutlichsten Bänder, das SEB und das NEB. Bei etwa 84x zeigen diese Bänder schon Strukturen und weitere werden sichtbar. Im März 2001 gelang es mir, fast 4 Monate nach der Opposition den Schattenwurf des Mondes Ganymed auf der Oberfläche des Planeten zu entdecken. Dies war schon bei 84x sichtbar aber erst bei 190x war der Schatten mehr als ein Punkt.
Noch besser waren die Ergebnisse mit dem 8"-Newton. Sehr schöne Anblicke mit vielen Bändern, dem GRF und häufigen Verfinsterungen wurden mir geboten.
Saturn:
Saturn im 8"Meade SCT mit Webcam (c) by Serina Filler, Matthias Juchert
Der Ringplanet kann am Himmel mit einer durchschnittlichen Oppositionshelligkeit von 0 mag eigentlich nicht übersehen werden. Damit kann er problemlos mit Sternen wie Vega, Capella oder auch Arktur konkurrieren. Er gelangt etwa alle 12 Monate und 2 Wochen in Opposition und ist daher ähnlich gut beobachtbar wie Jupiter.
Im 7x50 Feldstecher zeigt er sich wie eine gewöhnlicher Stern. Schon in einem 15-fach vergrößerndem Feldstecher zeigt er ein deutlich längliche Form. Mein Zoom-Feldstecher bereitete mir die Freude ab etwa 20x den Ring deutlich erkennen zu können. Hierfür ist aber ein Stativ sehr hilfreich. Aber zur Not reicht es auch aus, die Arme irgendwo aufzustützen.
In einem sauber gebauten Teleskop ist der Ring, wenn er weit geöffnet ist, selbst bei geringster Vergrößerung zu erkennen. Der Planet selbst erscheint hierbei allerdings Stecknadelkopfgroß. Der Ring nimmt dagegen fast die 3-fache Fläche ein. Während einer Opposition bildet ein 2,5" Teleskop bei dreistelligen Vergrößerungen die Trennung im Ring - die "Cassiniteilung" - recht deutlich ab. Außerdem hat man mit einem solchen Teleskop auch die Möglichkeit, einige Monde zu erkennen. Titan ist relativ leicht zu finden. Rhea ist ebenfalls recht einfach. Auch Dione war sichtbar. Theoretisch sind schon hiermit Tethys und Iapetus sichtbar. Das erfordert aber hohe Vergrößerungen, klare ruhige Luft und gute Kenntnis ihrer Positionen. Größere Teleskope wie mein 8-Zoll Newton zeigen noch mehr Monde. Und gutem österreichischen Himmel bin ich auf 7 Monde gekommen.
Uranus:
Mit Uranus kommen wir zu den schwieriger sichtbaren, da sehr weit entfernten Objekten. Mit dem bloßen Auge ist er in einer klaren Nacht noch gut zu erkennen, was mir beim Herzberger Teleskoptreffen im Jahre 2002 erstmals gelang.
Mit dem Fernglas erkennt man den Planeten sehr leicht als relativ hellen Stern, allerdings wirkt er aufgrund seiner stellaren Erscheinung alles andere als spektakulär. Allenfalls sein ruhiges Licht verrät ihn als Planeten.
Im Juli 2001 hab ich den fernen Gasriesen erstmals mit dem Teleskop betrachtet! Er zeigt sich in fahlgrüner Farbe. Die Verwendung des 10mm Okulars war notwendig, um bei der daraus resultierenden 80x ein kleines Scheibchen zu erkennen. Die hellsten der zahlreichen Monde bleiben Beobachtern mit großen Teleskopen ab 8-Zoll aufwärts vorbehalten.
Neptun:
Da Neptun selbst unter günstigsten Voraussetzungen nur knapp die 7. Größenklassen erreicht, ist er niemals mit bloßem Auge zu erkennen. Zudem wird er die nächsten Jahre noch durch seinen niedrigen Stand in den Herbststernbildern geschwächt!
Im Juli 2001 konnte ich Neptun ohne weiteres im Feldstecher ausmachen, da er sich nahe des Sterns Ypsilon Cap befand! Allerdings zeigte er nichts von seiner Planetennatur! Er erscheint unauffällig, wie ein ganz normaler Stern!
Bei der selben Beobachtung habe ich Neptun im 2,5" Refraktor bis auf 190x vergrößert! Schön anzusehen war seine leuchtende blaue Färbung, die ihn deutlich von Sternen unterscheidet. Es ist ein seltsames, ganz ruhiges, tiefblaues Licht. Allerdings konnte ich ihn partout nicht als Scheibchen erkennen. Der vergleichsweise sehr helle Triton liegt im beobachtbaren Bereich von 8 oder 10-Zollern! Nereide ist mit 19m (!) nur auf sehr langbelichteten Aufnahmen mit CCD-Technik zu erkennen!
Pluto:
Dieser entfernte Planet wurde von Clyde Tombaugh auf Fotoplatten entdeckt. Ich kenne Sichtungen im Bereich von 4"-Optiken - Brain Skiff hat ihn sogar schon im 70mm Refraktor gesehen, was aber über seine Schwierigkeit hinwegtäuscht. Er steht momentan für Mitteleuropa tief am Himmel und wird ab etwa 2005 in dichte Milchstraßenwolken eintauchen, was das Auffinden extrem erschwert. Um ihn sicher erkennen zu können, braucht es wohl ein 6" - 8" Teleskop. Und selbst dann braucht man viel Geduld und eine gute Aufsuchkarte. Denn bei 14 mag gibt es eine Menge gleich heller Sterne. Hinter mir liegen mehrere missglückte Versuche - zuletzt im Juni 2002 als ich mit meinem 8"er in den tiefen des Schlangenträgers verloren gegangen bin. Ein Jahr später - am 22.6.03 war ich besser vorbereitet und konnte den Planeten trotz Mitternachtsdämmerung bereits mit 50x im 8" schwach erkennen. Hier meine "Entdeckungszeichnung":